Buch
 

Grabbekanntschaft

Love

„Love oder Meine schönsten Beerdigungen" von Jason Reynolds, aus dem Englischen von Klaus Fritz, dtv, 288 S., 14,95 Euro (ab 15 J.)

Jugendbuch-Charaktere erleiden oft schlimme Schicksale. Doch so tragisch das ist: Als Leser gewöhnt man sich daran, und irgendwann langweilt es sogar ein bisschen. Auch für den 17jährigen Matt sieht es nicht gerade rosig aus. Der Vater dem Alkohol verfallen, die Mutter tot, der Vater daraufhin noch mehr dem Alkohol verfallen.
Dieses fast schon klassische Drama bildet zum Glück nur Ouvertüre und Hintergrund einer weitaus schöneren Geschichte. Um den Tod zu verarbeiten und sich von seiner Mutter zu verabschieden und auch weil er dringend Geld verdienen muss, nimmt Matt einen Job bei einer Bestattungsfirma an. Bei einer der Beerdigungen lernt er Love kennen. Und verliebt sich sofort. Und beginnt, um Love zu werben.
Und ein weiteres Mal nimmt Reynolds Roman nicht den in der Jugendliteratur üblichen Weg. Keine Klischees, keine Slapstick-Einlagen, keine Peinlichkeiten rund um das erste Mal. Stattdessen zwei menschliche Figuren mit Biografien, die sie geprägt haben und verbinden. Diese Echtheit rührt an, und obwohl auf der vordergründigen Handlungsebene gar nicht so viel passiert, geschieht im Herzen des Lesers umso mehr.
Mit seinem dritten ins Deutsche übersetzen Jugendroman beweist Reynolds erzählerische Reife und Vielfalt. Ihm gelingt eine Originalität, die sich wohltuend von der gequält originellen Schreibe aus einem Kreativ-Workshop unterscheidet. Dieser Autor hat tatsächlich Geschichten zu erzählen.

Udo Bartsch

Stand: 12.09.2017

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