„Viva Warszawa" von Steffen Möller, Piper, 16,99 Euro
Steffen Möller ist nicht nur ein Polen-Kenner, er ist auch ein Meister einer Methode, die man in der Ethnologie „teilnehmende Beobachtung" nennt: Seit es ihn in den Neunzigern im Rahmen einer Sprachreise nach Polen verschlagen hat, lebt er dort und beobachtet interessiert die Eigentümlichkeiten des Landes und seiner Bevölkerung. Polnisch spricht er inzwischen fließend und nahezu akzentfrei - wofür ihn die Polen lieben. Aber nicht nur dafür, sondern auch, weil der dem Land mit so viel Hingabe ergeben ist. In seinem dritten Buch „Viva Warszawa" lädt Möller dazu ein, Warschau kennenzulernen – eine europäische Hauptstadt, die bisher touristisch wenig erschlossen ist, obwohl sie doch so viel zu bieten hat. Möller zeigt, dass die Metropole weit mehr ist, als einer der grausamen Schauplätze des 2. Weltkrieges. Der Leser begibt sich auf eine Reise durch Warschaus abwechslungsreiche Geschichte von ihrer Entstehung bis zu den Hipstern der Gegenwart, die sich in dieser Stadt gehäuft tummeln. In zahlreichen Anekdoten stellt Möller, wie schon in seinen vorherigen Werken, mit liebevollem Augenzwinkern die Absurditäten des polnischen Alltags aus der Sicht eines deutschen Einwanderers vor. Gleichzeitg schlägt er aber auch einen ungewohnt ernsten Ton an, wenn es um die Stadt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges geht. Historisch akurat und fundiert zeichnet Möller die tragischen Ereignisse jener Zeit nach. Heiterer wird es jedoch wieder, wenn er sich der Warschauer Kneipenszene widmet. Mit Geheimtipps, Geschichten rund um die Bewohner dieser bewegten Stadt und den kuriosen Erlebnissen des Autors ist das Buch weit mehr als ein Reiseführer. Nach der Lektüre dieses unterhaltsamen und lehrreichen Werkes möchte man sofort in den nächsten Zug Richtung Polen steigen, um diese sympathische Stadt endlich kennenzulernen.
Katharina Uziel
Stand: 10.08.2017
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