Dirty Cops

„Corruption", von Don Winslow, Droemer, 541 S., 22,99 Euro

Wer über die zeitgenössische Krimi-Elite sprechen will, muss die Romane des Amerikaners Don Winslow lesen, die sich durch einen tollen Sound, viel Coolness und eine spannende Handlung auszeichnen: „Die Tage der Toten" und „Das Kartell", seine großartigen Epen über den Krieg gegen die Drogenkartelle aus Mexiko. Die lässigen Krimis „Zeit des Zorns" und „Kings of Cool" um die Wunderkinder unter den kalifornischen Dope-Dealern. Die perfekten Surfer-Krimis „Pacific Private" und „Pacific Paradise". Das exzellente „Die Sprache des Feuers" über einen Brandermittler, „Frankie Machine" um einen gealterten Mafiakiller und das Actionfeuerwerk „Bobby Z". Mr. Winslows neuestes Werk heißt „The Force" und ist soeben als „Corruption" auf Deutsch erschienen. Der 1953 geborene Winslow sagt selbst, dass er diesen Roman schon sein Leben lang schreiben wollte. Er erzählt die Geschichte des Cops Denny Malone, des knallharten Alphatiers der Manhattan North Special Taskforce. Doch so effizient Denny und seine blauen Blutsbrüder auf den Straßen von Harlem auch aufräumen – letztlich wurden sie im Laufe der Jahre immer korrupter. Sie sind ohne Frage dirty Cops, dreckige Polizisten, die jeden Tag für ein manipulierbares System und für ihren eigenen Profit in die Schlacht ziehen. Als man Denny auf die Schliche kommt, kämpft er mit seinen Vorstellungen von Ehre und Loyalität, während er zugleich Freunde und Familie zu schützen versucht. Winslow siedelt sein Polizei-Drama, das die Schrauben der Eskalation immer fester anzieht, im heutigen New York an, in dem politische Machtkämpfe, Korruption, Gangs, Drogen und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner ihre Spuren hinterlassen haben. Sein Roman, der in vielen Momenten an die großartige TV-Krimiserie „The Shield" erinnert, wirkt dabei eher brachial als lässig. Zwischendurch rattert Winslow außerdem zu viele Straßennamen runter, und andere Bücher von ihm sind einfach cooler. Nichtsdestotrotz, ein guter, packender Cop-Krimi – aber eben nicht der beste Winslow.

Christian Endres