Buch
 

Eine schrecklich peinliche Familie

Pferd Pferd Tiger Tiger

„Pferd pferd tiger Tiger", von Mette Eike Neerlin, aus dem Dänischen von Friederike Buchinger, Dressler, 158 S., 12,99 Euro (ab 14 J.)

Es gibt diese Bücher, die von Anfang an den perfekten Ton treffen. Man verschlingt die ersten paar Seiten und weiß: Wow, das wird toll! „Pferd pferd tiger Tiger" ist einer dieser besonderen Schätze ... wobei „toll" nicht ganz der passende Ausdruck ist, um das Leseerlebnis angemessen zu beschreiben. Dazu ist die Ausgangslage schlichtweg zu trostlos. Honey ist 15 und vor allem bemüht, nicht aufzufallen. Ein Ding der Unmöglichkeit, denn Honeys restliche Familie lockt die Blicke nur so an: die ständig um Aufmerksamkeit buhlende, hirngeschädigte ältere Schwester; die überforderte und in Gesellschaft peinlich laute Mutter; der tätowierte und muskelbepackte, aber ansonsten nichtsnutzige Vater; ständig betrunken, ständig klamm, so dass er seine Tochter sogar um ihr Essensgeld anbetteln muss. Honey weiß um die desaströse Außenwirkung und versucht, den Schaden zu begrenzen und es trotzdem immer allen recht zu machen. Bei ihren ständigen Ausgleichsbemühungen fällt aber eins hinten runter: Sie selbst.
Fulminant ist nun, wie Mette Eike Neerlin ihre Heldin dies aus der Ich-Perspektive erzählen lässt. Präzise beobachtend, schonungslos und gleichzeitig mit so viel trockenem Witz, dass man nicht weiß, ob man lachen, den Kopf schütteln oder angesichts der Ungeheuerlichkeiten die Luft anhalten soll. Und es wäre keine gute Geschichte, gäbe es nicht auch eine Entwicklung. Die Bekanntschaft mit einem Patienten im Hospiz und die Freundschaft zu einem Mitschüler machen dem Mädchen bewusst, dass es im Leben nicht nur um das Wohl der anderen geht. – Wie es endet? Das erfahren wir nicht. Aber die Anzeichen sind gut.

Udo Bartsch

Stand: 12.07.2017

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