Buch
 

Schottischer Evergreen

Laidlaw

„Laidlaw", von William McIlvanney, btb, 303 S., 9,99 Euro

Der schottische Autor William McIlvanney gilt als Pionier des Tartan Noir. Dieses Etikett kennzeichnet von Schotten geschriebene, in Schottland angesiedelte Krimi-Literatur, die stark von den amerikanischen und französischen Vorbildern des 20. Jahrhunderts beeinflusst wurde. Der fleißige Ian Rankin ist ihr aktuell wohl bekanntester und erfolgreichster Vertreter. Über William McIlvanney (1936–2015) sagt Rankin, dass er ohne ihn wohl gar kein Schriftsteller geworden wäre. Dabei bezieht sich Rankin vor allem auf McIlvanneys drei Romane um den nachdenklichen, depressiven und melancholischen Polizisten Jack Laidlaw, die ursprünglich zwischen 1977 und 1991 erschienen und als Klassiker gelten. Im Verlag Antje Kunstmann kam vor einigen Jahren eine neue Übersetzung durch die großartige Conny Lösch heraus, die schon Krimi-Genies wie Don Winslow, Ken Bruen oder Elmore Leonard ins Deutsche übertragen hat – wer ihr folgt, liest den guten Stoff. Beim btb Verlag liegt jetzt ein günstiges Taschenbuch der ersten „Laidlaw"-Neuübersetzung vor. Im Roman, der den Zahn der Zeit bis auf ganz wenige Zeilen gut überstanden hat, rotiert McIlvanney perspektivisch einmal quer durch Glasgow. Die halbe Stadt jagt den untergetauchten Vergewaltiger und Mörder einer jungen Frau: Der brutale Vater des Mädchens, der zu allem bereit ist. Die Bosse verschiedener Verbrecherbanden. Und natürlich Jack Laidlaw, dessen Kollegen den empathischen Ermittler mit den unkonventionellen Ansichten und Einsichten eher kritisch betrachten. Laidlaws komplexes Naturell führt zu prächtigen Sätzen wie „In Abwesenheit kann ich äußerst charmant sein", und seine Ausflüge in die Metaphysik sind so gelungen wie McIlvanneys Einblicke in die Mentalität der damaligen schottischen Gesellschaft. Das macht den Auftakt der Trilogie trotz des etwas unübersichtlichen Finales zu einem Evergreen unter den UK-Krimis, den man Seite für Seite genießen kann. Der zweite Band der TB-Neuausgabe, „Die Suche nach Tony Veitch", kommt im Oktober. 

Christian Endres

Stand: 12.06.2017

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