„Auf der Jagd", von Tom Bouman, ars vivendi, 287 S., 20 Euro
Tom Boumans Romandebüt „Auf der Jagd" hat im Original den klangvollen Titel „Dry Bones in the Valley", der dürre Knochen im Tal verspricht. Bouman entführt seinen Leser nach Pennsylvania, genauer gesagt in die Appalachen – jenes Gebirge, das sich auf über 2000 Kilometern im Osten Nordamerikas erstreckt. Die ländliche, von bewaldeten Bergen und Hügeln geprägte Gegend erntete zuletzt einige Aufmerksamkeit und einiges Kopfschütteln, da hier viele arme und unzufriedene US-Bürger ausgemacht wurden, die aus Protest gegen den Ist-Zustand des Zerfalls Donald Trump unterstützt haben. Das hat das Image des modernen Hillbillys nicht gerade aufgewertet und die Vorurteile gegenüber dem ‚White Trash' gefestigt. Kleinstadtpolizisten wie Tom Boumans Ich-Erzähler Henry Farrell wissen seit jeher, dass sie es in dieser Gegend mit einem besonderen Schlag Menschen zu tun haben und nach ebenso besonderen Regeln vorgehen müssen, damit sie mitten im Nirgendwo nicht einfach eine Kugel durchs nutzlose Handbuch und direkt ins Herz gejagt kriegen. Die störrischen Einwandererfamilien in den Hügeln waren schon lange vor den Fracking-Türmen hier, und selbst wenn die jüngste Generation der Hillbillys mit Meth-Labors und Quad-Bikes aufwuchs, dreht sich doch noch immer viel um Tradition, Clan-Stolz sowie alte Fehden und Sünden. Officer Farrells Mörderjagd durch die ausgedehnten Wälder, Sümpfe, Täler und Hügel folgt daher einem eigenen Rhythmus, und das gilt auch für Boumans starken Roman. Der lebt von der Nähe zu seinem sympathischen Protagonisten, der urigen Kulisse, der gewandten Sprache und dem Konflikt zwischen Vergangenheit und Fortschritt jeder Art. Dass die Pirsch durch die Natur, ja die Seelenwanderung durch die Appalachen wichtiger ist als irgendein kriminologischer Geistesblitz, gehört zum Konzept. Der von den Mystery Writers of America verliehene Edgar Award für das beste Krimi-Debüt, der LA Times Book Prize und das Lob von Genre-Veteran Joe R. Lansdale gehen definitiv in Ordnung.
Christian Endres
Stand: 10.05.2017
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