Buch
 

Neuer Simon Beckett

Totenfang

„Totenfang", von Simon Beckett, Wunderlich Verl., 555 S., 22,95 Euro

Was für eine Freude! Fans von David Hunter mussten lange warten und können jetzt erleichtert aufatmen, denn der forensische Anthropologe hat wieder einen kniffeligen Fall zu lösen. Er wird zu einer Wasserleiche in den Backwaters gerufen, ein schwer zugängliches Mündungsgebiet in Essex. Zwischen Seetang und Schlamm, Sandbänken und Flussmündungen wird die Bergung, die zwischen Ebbe und Flut erfolgen muss, dramatisch erschwert. Die Leiche wurde bis zur Unkenntlichkeit diesmal von Meeresbewohnern bearbeitet, aber für alle Beteiligten steht fest, dass es sich um den verschwundenen Sohn einer wohlhabenden und einflussreichen Familie handeln muss, der schon länger verschwunden ist. Ebenfalls vermisst wird seine Geliebte. David Hunter ist aber nicht überzeugt und zufällig findet er auch noch einen einzelnen Fuß im Wasser, der nirgendwo dazu passt. Und dann taucht auch noch eine weitere männliche Leiche auf, die keiner vermisst. Der Doktor kann nicht, wie vorgesehen, wieder nach London zurück fahren und findet in einem umgebauten Bootshaus eine Bleibe. Doch warum behandeln die Besitzer ihn mit unverhohlener Unfreundlichkeit?
Immer wieder wird es spannend, aber die unglaubliche Ansammlung von Leichen, Mord und Totschlag, Einbrüchen und Überfällen häufen sich sehr. Überhaupt hatte ich den Eindruck, nicht nur Doktor Hunter ist müde geworden, sondern auch der Autor. Waren die vorherigen Bände rasend spannend, sehr informativ und genial recherchiert, habe ich hier nur das Gefühl von einer bemühten Konstruktion: die Protagonisten wirken farblos und beliebig. Vollkommen unnötig werden Füllstrecken mit klischeehaften Belanglosigkeiten überfrachtet und die sonst so spannenden medizinischen Abhandlungen wirken zwar fundiert, aber sind viel zu kurz, so als müsste sich der Autor bemühen, seiner Kunstfigur gerecht zu werden. Die Auflösung am Ende kommt zwar überraschend, wird aber nur hastig auf die restlichen Seiten gekippt. Sehr schade. Ich vergebe ein bemühtes „befriedigend" auf der Schulnotenskala.

chriso

Stand: 13.03.2017

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