Am Anbeginn der Eiszeit

„Eisenwinter" (Nordland-Trilogie Band 3) von Stephen Baxter, Cross Cult 2016, Broschur, 608 Seiten, 16,99 Euro

Der britische Autor Stephen Baxter gilt als eine der wichtigsten Stimmen im Bereich der Science Fiction, doch hat er auch zahlreiche Romane und Kurzgeschichten verfasst, die in andere Genres hineinspielen. Seine Nordland-Trilogie „Steinfrühling", „Bronzesommer" und abschließend „Eisenwinter" ist zwar vom Verlag in die Fantasy-Schublade gesteckt worden, doch überwiegen die Ingredienzien eines historischen Romans. Doch Baxter betont im Nachwort, dass der Roman bitte nicht als zuverlässige Historie verstanden werden soll. Das liegt vor allem daran, dass sein Ausgangspunkt die Errichtung eines gewaltigen Steinwalls ist, der das Meer in Schach halten soll und damit das Bild Europas seit der Steinzeit nachhaltig verändert. „Eisenwinter" spielt im Jahr 1315. In Nordland verschwinden allmählich die Jahreszeiten. Es wird immer kälter. Der Gelehrte Pyxeas hat diese Entwicklung schon lange vorher gesehen. Er will sich mit Kollegen besprechen. So ist sein Aufbruch in den Süden wissenschaftlich motiviert; ganz anders viele Teile der Bevölkerung, die vor den Missernten und dem immer kälteren Klima zu fliehen versuchen. Doch auch an Orten, an denen noch fest mit ausreichender Nahrung für Bewohner und Flüchtlinge gerechnet wird, reichen die Ernten nicht mehr. Kriegerische Auseinandersetzungen werden unvermeidlich...
„Eisenwinter" passt gerade noch in die Jahreszeit, ehe dann hoffentlich mit aller Macht am 20. März der kalendarische Frühling beginnt. Baxter erzählt Historie mit für die Zeit utopischen Entwicklungen, die aber nicht alle aus der Luft gegriffen sind, wie er mit zahlreichen Quellen im Nachwort belegt. Es ist ein Roman um die Veränderung des Klimas, Flüchtlingsströme und Macht, und ist damit irgendwie auch erschreckend aktuell. Ein starkes Finale einer eindrucksvollen Trilogie, deren Bände auch gerne einzeln genossen werden können.
Rainer Scheer