„Sie ging nie zurück", von Emma Brockes, dtv Taschenbuch, 351 S., 9,95 Euro
Eine faszinierende, ergreifende, aber auch schockierende wahre Familiengeschichte: Die Autorin, eine versierte Journalistin aus England, erzählt die Lebensgeschichte ihrer Mutter, die 1960 aus Südafrika eingewandert ist. Paula war eine vielschichtige Frau, die ihr Kind liebevoll, aber unter strenger Kontrolle aufzog. Immer merkt die Tochter Emma unterschwellig, dass ihre Mutter etwas verbirgt und dies manifestiert sich, als Emma entdeckt dass Paula im Besitz einer geschmuggelten Waffe ist. Erst nach ihrem Tod beginnt Emma zu recherchieren, was ihrer Mutter zur Zeit der Apartheid in Südafrika widerfahren ist. Sie reist nach Afrika und forscht in Archiven, spricht mit Verwandten und Freunden und stößt dabei auf ein Gerichtsverfahren, welches ihre Mutter gegen ihren Vater führte. Immer wieder fassungslos liest man von Gewalt, Vergewaltigung und Inzest. Und von einer Zeit, in der Kinder sich selbst überlassen und vollkommen schutzlos aufwachsen mussten. Spannend beschreibt Emma, wie es ihre Mutter geschafft hat sich aus dem Dunstkreis ihrer Familie, ja eines ganzen Kulturkreises zu befreien und ein „normales" europäisches Familienleben zu führen. Der ganze Roman, der nie in eine blanke Dokumentation abdriftet, gewinnt an Authentizität durch die Vielzahl der teilweise sehr berührenden, Familienfotos. Zudem haben mich die Reisebeschreibungen Südafrikas beeindruckt. Die Schönheit des Landes, seine Andersartigkeit, die Menschen, denen Emma begegnet – alles konnte man sich dank ihrer prägnanten, analytischen und gleichzeitig emotionalen Art zu erzählen unheimlich gut vorstellen.
Chriso
Stand: 17.10.2016
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!