Sommer in Roppongi

„Roppongi Ripper" von Andreas Neuenkirchen, Conbook 2015, Broschur, 343 Seiten, Euro 12,95

Der Regionalkrimi der etwas anderen Art, das ist die „Länderkrimi"-Reihe des Conbook Verlages aus Meerbusch. Darf es Indien, China, Vietnam oder Japan sein? Egal zu welchem Band gegriffen wird, sicher ist, die Autoren haben überaus sorgfältig recherchiert und sind wirkliche Kenner des Landes, über das sie schreiben. So auch Andreas Neuenkirchen. Er ist der einzige Autor, dessen Idee sofort eine kleine Reihe werden sollte, ein Jahreszeiten-Quartett. Und nachdem der Frühling die ermittelnde Inspektorin Yuka Sato in den „Yoyogi Park" geführt hat, geht es nun bei heftiger Hitze nach Roppongi ins Rotlichtmilieu. Dort sind zwei Frauen mit einem Schwert enthauptet worden. Für Sato bleiben diese Morde lange zusammenhangslos, außer dass die Presse aus dem Täter schnell den Roppongi Ripper macht, was dieser dann auch gerne in einem Bekennerschreiben aufnimmt – nachdem er einen dritten Mord begangen hat.

Mit Yuka Sato durch Tokio, das ist auch ein bisschen Reiseführer und vor allem ganz viel Gefühl für die japanische Lebensweise. Dabei verliert sich Neuenkirchen, trotz seines immensen Wissens um die japanische Kultur, nicht in seitenlangen Ergüssen, die einfach nur zeigen, was er weiß – nein, die mit Schwung voranschreitende Ermittlung in dem Kriminalfall gibt die Geschwindigkeit vor und gerne rätselt der Leser mit, in welchem Zusammenhang die Mordopfer stehen. Unerwartete Wendungen und das Auftauchen nicht ganz erwünschter „Bekannter", was übrigens unbedingt bedeutet, die Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, lassen über die einzelnen Fälle hinweg einen eigenen Kosmos entstehen, in den immer wieder mit Freude eingetaucht werden darf.

Etwas Zeit ist ja noch, auch der meteorologische Sommer bereits am 31. August sein Ende fand, hier kommt noch ein packender Sommerkrimi, mit dem sich bis zum kalendarischen Wechsel am 22.9. bestens die Zeit vertrieben werden kann. Und wer gleich weiter lesen will...bitte schön, kein Problem: Mit „Shinigami Games" ist der Herbst-Band soeben erschienen.

Rainer Scheer