„Ghetto Bitch" von Gernot Gricksch, Dressler, 320 S., 14,99 Euro (ab 14 J.)
Eine Vorabendserie im Fernsehen könnte ähnlich erzählt sein: Reiche Familie stürzt ab, die Mutter muss mit ihren verwöhnten zwei Kindern ins verrufene Hamburger Hochhausviertel ziehen. Wider Erwarten wird man dort nicht sofort auf offener Straße erschossen, der 14-jährige Timo und die 15-jährige Nele akklimatisieren sich. Während Nele an ihrer neuen Schule als hochnäsig gilt und hin und wieder aneckt, blüht Timo auf und findet endlich eine Clique, die ihn akzeptiert.
Um die nötige Würze ins Geschehen zu streuen, sehen sich die Jugendlichen mit etlichen Problemen konfrontiert: Eine türkische Mitschülerin soll zwangsverheiratet werden, Neles neuer Freund kifft zu viel und unternimmt geheimnisvolle Alleingänge, Timos Clique macht zunehmend auf harte Gang. Timo droht in die Kriminalität abzurutschen. Kurzum: Das neue Leben ist schwieriger – aber auch aufregender und authentischer, weil ohne schützenden Kokon aus Geld. Als Neles ehemalige Freunde eine Initiative starten, um das Mädchen an ihre alte Schule zurückzuholen, muss Nele sich zwischen den beiden Welten entscheiden.
Dass der Autor sehr erfolgreich auch Drehbücher schreibt, merkt man der Geschichte positiv an. Die Identifikation mit den sympathisch geschilderten Hauptfiguren gelingt sofort. Viel Witz, treffende Dialoge, kleine Wendungen und die richtige Dosis Emotionalität lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Nicht der Plot ist die Stärke von Gernot Grickschs erstem Jugendroman, sondern die unterhaltsame Erzählweise. Man könnte ewig weiterlesen oder – liefe es am Vorabend – ewig weitergucken.
Udo Bartsch
Stand: 15.09.2016
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