„Affenbruder" von Kenneth Oppel, aus dem Englischen von Gerold Anrich, Beltz & Gelberg, 440 S., 17,95 Euro (ab 13 J.)
Natürlich wurde Hal vorher gefragt, ob er diesen Bruder haben will. Sein Nein galt allerdings nicht, denn Hals Vater wollte den Familienzuwachs unbedingt. Das Schimpansenbaby Zan versprach ihm wissenschaftliche Reputation. Zan sollte aufwachsen wie ein Mensch, um ihm komplexe Zeichensprache beizubringen. Ein Jahrhundertexperiment – wenn es gelingt.
Schnell gibt es Unstimmigkeiten. Weil Babysitten, Füttern und das Wechseln der Windeln keine sprachwissenschaftliche Relevanz besitzen, bleiben diese lästigen Nebenaufgaben an Hal und seiner Mutter hängen. Am Professor hingegen soll der Ruhm hängen bleiben. Was allerdings nicht so eintritt, wie erhofft.
Während zwischen Hal und Zan ein immer engeres Band entsteht und der Affe, solange sie nur zu zweit sind, tatsächlich Sprachverständnis, Kreativität und logisches Denken zeigt, bleiben die vor wissenschaftlichem Publikum dokumentierten Ergebnisse mittelmäßig. Die Fachwelt urteilt, der Schimpanse ahme die Zeichensprache bloß nach. Die Forschungsgelder werden gestrichen. Hals Vater will Zan wieder loswerden.
Aber kann man einen Affen auswildern, der wie ein Mensch gelebt hat? Und bringt man das bei einem Quasi-Familienmitglied übers Herz? Gekonnt unaufdringlich lässt Kenneth Oppel moralische Fragen in seine Romanhandlung einfließen. Seine einfach erzählte Geschichte überzeugt durch realistische Schilderung von Tierverhalten und vielschichtige menschliche Charaktere. Und vor allem ist sie spannend bis zur letzten Seite.
Udo Bartsch
Stand: 12.04.2016
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