Hans Söllner erzählt

„Freiheit muss weh tun", von Hans Söllner und Christian Seiler, Knaus Verlag, 315 S., 19,99 Euro

Der bayerische Liedermacher Hans Söllner feierte am Heiligabend letztes Jahr seinen 60. Geburtstag. Anlass für ihn Resümee zu ziehen und auf sein bisheriges Leben zurückzublicken. Christian Seiler hat sein Leben aufgeschrieben und man hat beim Lesen das Gefühl der Söllner sitzt leibhaftig vor einem. Erzählt mit seiner knarzigen Stimme und lautem Gekicher von seiner lieblosen Kindheit, seinen Lehrjahren als Koch und Automechaniker und wie er zum Reggae und kiffen kam. Mehr aus Zufall heraus landete er mit seiner Gitarre in Zebrahose auf einer Kleinkunstbühne. Und traf in den 80er Jahren einen Zeitgeist. Über Nacht wurde der Hans berühmt und erstaunt stellte er fest, wieviel Geld er damit verdienen konnte. Welches er jedoch relativ schnell wieder loswurde, als er auf der Bühne öffentlich den Freistaat Bayern beleidigte und seine Kampagne zur Legalisierung von Marihuana startete. Im Buch wird beschrieben wie viele Prozesse der Kiffer-Barde führte, wie viele Hausdurchsuchungen auf dem Plan standen und wie er sich trotz allem nie unterkriegen ließ. Damals politisierte ja noch Franz Josef Strauß und so transportieren diese Schilderungen sehr spannend auch viel von dem damaligen Zeitgeist. Kritiker bemängeln die Söllner-Biographie als Baustein seiner endlosen Selbstinszenierung. Sicherlich ist der bayerische Rastafari ein unkonventioneller Alternativer mit Hang zur Selbstdarstellung, aber mittlerweile einer der wenigen, der es wagt öffentlich gegen Missstände zu protestieren, bis hin zu seiner ganz eigenen Meinung zur aktuellen Flüchtlingspolitik. Mir hat besonders gefallen, dass es dem Autor gelungen ist zu beschreiben, warum Hans Söllner aufgrund seiner Kindheit zu dem geworden ist, was er ist. Dass seine Rebellion auch eine Form von Überleben ist. Ein unterhaltsames Buch, nicht nur für Söllner-Fans.

chriso