Sisi & ich

Kinostart: 30.3.; Frauke Finsterwald;
Besetzung: Sandra Hüller, Susanne Wolff, Georg Friedrich

Nach der Sisi ist vor der Sisi. Dem Oscar-Kandidaten „Corsage" sowie den Netflix- und RTL-Serien folgt Majestät nun als Objekt der Begierde ihrer Hofdame. Die Kaiserin (Susanne Wolff) hat keine Lust mehr auf den goldenen Käfig samt langweiligem Gatten in Wien und richtet sich lieber in Griechenland gemütlich ein. Dort tritt Gräfin Irma (Sandra Hüller) ihre neue Stelle an und ist schnell fasziniert von der adeligen Kommune auf Korfu. Besonders begeistert ist sie von der charismatischen Regentin, in die sich Irma unsterblich verliebt. „Bei Männern muss ich immer an Tischtücher denken" antwortet die Gräfin auf die Frage, ob sie heiraten wolle. „Ich hatte immer eine Abscheu gegen Männer. Sie sind immer so...behaart!", heißt es an anderer Stelle. „Alles, außer Langeweile" lautet das kaiserliche Motto, für Irma gehen ungeahnte Träume in Erfüllung. Gemeinsam reisen die Ladies durch die Welt. In Algerien spazieren sie durch die Wüste und lernen Hasch kennen, „Ein Medikament für die ewige Jugend", wie der Händler versichert. Im bayrischen Bad Kissingen schockiert das Duo die Hofschranzen durch Partnerlook mit Ringelpulli. In England turtelt man mit einem jungen Schnösel. Ausstattung und Kostüme fallen mehr als üppig aus. Sogar einen eigenen „Eidechsen-Beauftragen" hat sich die Produktion laut Abspann geleistet. Beim Drehbuch wird dagegen gespart. Was diese ungewöhnliche Beziehung ausmacht, bleibt oberflächlich. Den Figuren fehlt es an Facetten, der Geschichte mangelt es spürbar an Konflikten und Entwicklung. Zur Klamotten-Einlage gerät der Auftritt von Sisis schwulem Schwager Viktor, den Georg Friedrich mit läppischem Getue wie eine altbackene Klischee-Nummer im Boulevard-Theater präsentiert. Mehr als hübsche Bilder bleiben in dieser belanglos dahinplätschernden Sisi-Story nicht übrig. Ein fader Kaiserschmarrn - immerhin mit eigenem Eidechsen-Beauftragtem!
Dieter Oßwald