Kinostart: 27.4.; Regie: Darren Aronofsky;
Besetzung: Brendan Fraser, Hong Chau, Sadie Sink, Ty Simpkin
Mann, ist der dick Mann! 272 Kilo bringt Charlie auf die Waage. Eigenständig laufen kann er längst nicht mehr. Seine Literatur-Kurse hält der Dozent per Zoom und abgeschalteter Kamera ab. Seine Teenager-Tochter reagiert mit Ekel, als sie den Vater nach acht Jahren zum ersten Mal in seinem schmuddeligen Apartment sieht. Die Fresssucht hat dramatische Ursachen. Vor Jahren verlor Charlie seinen Partner. Statt Saufen, Sex, Drogen oder Glücksspiel führt die Flucht durch Sucht bei Charlie zum unkontrollierten Essen. Unterteilt in sechs Tage, schildert das Drama die schicksalshaften Tage des verzweifelten Helden. So klein dieser schäbige Schauplatz, die einzige Kulisse des Kammerspiels, so groß der visuelle Einfallsreichtum von Darren Aronofsky. Seien es Schatten, die am Fenster vorbeihuschen und ein neues Kapitel ankündigen. Selbst ein banales Fens-terbrett mit Vogelfutter bekommt eine unheimliche Qualität. Schauspielerisch gelingt „Die Mumie"-Star Brandan Fraser der große Wurf: Hinter seiner ebenso monströsen wie makellosen Maske wirkt er wie einst John Hurt als „Elefantenmensch". Die emotionale Achterbahn zwischen Verzweiflung, Hass und Hoffnung, zwischen Schroffheit und Sensibilität präsentiert Fraser mit enormer Glaubwürdigkeit. Wenn am Ende der blauäugige Missionar mit seiner Homophobie und der Bibel unterm Arm grinsend davonkommt, liegt genau darin die Raffinesse dieses Dramas: Das Publikum zum eigenen Urteil provozieren statt plumper Predigten der politisch korrekten Art. Niemand ist nur gut, keiner nur böse in diesem clever konstruierten Drama um Schuld und Sühne. Und um die Chance samt Notwendigkeit des Vergebens. Bei aller Tragik behält die Hoffnung zum guten Schluss die Oberhand. Am Ende des Tunnels gibt es nicht nur Licht, sondern ein Feuerwerk.
Dieter Oßwald
Stand: 30.03.2023
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