Filmstart: 26.10.; Regie: Aisling Walsh
Darsteller: Sally Hawkins, Ethan Hawke, Kari Matchett
Am Anfang war das Bild. Etwas mühsam, dafür sehr konzentriert, malt Maud an ihrem Bild. Seit ihrer Kindheit leidet die zierliche Frau an rheumatischer Arthritis, ihre Hände kann sie nicht richtig bewegen. Auch sonst hat es die Titelheldin (Sally Hawkins) nicht leicht im Leben. Aber aufgeben ist nicht ihre Sache. Trickreich verschafft sie sich die Stelle einer Haushaltshilfe bei dem mürrischen Fischer Everett (Ethan Hawke). Mehr und mehr macht sie sich unentbehrlich. Der Fischer erkennt schnell die Vorteile, gibt freilich gern den Macho. Ungehalten reagiert er, als seine Haushälterin eine eigene Karriere als Malerin beginnt. Die Bilder von ihr verkaufen sich bald besser als die Fische von ihm. Privat ist die clevere Künstlerin gleichfalls erfolgreich: Ein schlichtes „Du brauchst mich!" genügt, damit der einstige Griesgram sie zum Traualter führt. Die Story klingt nach größtmöglichem Kitschalarm. Doch zum einen handelt es sich tatsächlich um die wahre Geschichte der Malerin Maud Lewis, die als große Pionierin der Folk Art gilt. Zum anderen trifft dieses Drama stets den genau richtigen Ton und vermeidet damit jede Sentimentalität. „Wenn Maud ein verwundeter Vogel ist, dann ist Everett die Vogelscheuche", beschreibt die irische Regisseurin Aisling Walsh das Verhältnis dieses ungewöhnlichen Paares, dessen Liebe immer größer wird. So kunterbunt die naiven Bilder der Malerin ausfallen, so farbenprächtig inszeniert die Filmemacherin die eindrucksvolle Landschaft der kanadischen Atlantikküste. Bei der Zeichnung ihrer Figuren setzt sie derweil auf Zwischentöne, die mit psychologischer Präzision und großer Empathie ein bewegendes Porträt dieses ungleichen Paares bieten. Dieser kleine Film gehört allemal zu den größten in diesem Kinojahr.
Dieter Oßwald
Stand: 10.10.2017
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