Filmstart: 19.10.
Regie: Ruben Östlund;
Darsteller: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West;
Alter Schwede: Der junge Ruben Östlund hat es rasant in die cineastische Champions League geschafft. Mit seinem jüngsten Streich holte der 43-jährige Schwede die Goldene Palme in Cannes und geht abermals ins Oscar-Rennen.
Als grotesker Held in dieser Kunstbetrieb-Satire plant Schöngeist Christian eine provokative Ausstellung zum Thema Moral und Solidarität. Hippe Marketing-Strategen sollen mit einer schockierenden Kampagne für den maximalen Medien-Wirbel sorgen. Nachdem Trickbetrüger ihm seine Brieftasche samt Handy abluchsen, mutiert der chronische Gutmensch spontan zum Rächer. Im schicken Tesla fährt der Manager zu jenem heruntergekommenen Wohnblock, in jeden Briefkasten steckt er einen Zettel, der ultimativ die Rückgabe des Diebesgutes fordert. Der Coup gelingt, die Wertsachen werden tatsächlich zurückgegeben. Danach allerdings folgt die verhängnisvolle Überraschung. Im Museum eskalieren die Dinge ebenfalls. Die PR-Aktion mit Werbe-Video läuft völlig aus dem Ruder, beim Luxus-Diner bringt ein rabiater Aktionskünstler die Sponsoren an ihre Schmerzgrenzen.
Wie üblich präsentiert Östlund eine Wundertüte voller Ideen. Etwa die vermeintlich spontane Rede, die sorgsam einstudiert ist. Oder ein Vortragsbesucher mit Tourette-Syndrom, dessen Zwischenrufe die wohlfeile Diskussion über Empathie sprengen. Erzählerisch verheddert sich die Satire bisweilen mit zu vielen Nebenschauplätzen, eine Überlänge von 142 Minuten tut Komödien selten gut. Als subversives Sahnehäubchen hätte Östland in Cannes mit einer „Ich nehme diesen Preis nicht an"-Rede für ein bisschen „Life imitates art"-Stimmung sorgen können. Der Palmen-Boykott blieb aus. Vielleicht heißt es dann ja bei der Oscar-Verleihung: Alter Schwede!
Dieter Oßwald
Stand: 09.10.2017
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