Film
 

„Ich möchte nicht nochmals zwanzig sein.“

Juliette Binoche

Juliette Binoche über „Wie die Mutter, so die Tochter" - Filmstart: 14.9. 

Sie zählt zu den ganz großen Kino-Stars der Grande Nation. Für „Der englische Patient" bekam Juliette Binoche den Oscar. Mit „Chocolat" präsentierte sie Wohlfühl-Kino vom Feinsten. Und auch Regie-Größen holen die populäre Schauspielerin regelmäßig vor die Kamera. In Ihrer Heimat verehrt man sie als „La Binoche". Nach einer kleinen Rolle in „Maria und Joseph" von Jean-Luc Godard folgt schnell die eindrucksvolle Karriere bei namhaften Regisseuren. Krzysztof Kieslowski engagierte sie für „Drei Farben: Blau". Für Abbas Kiarostami stand Binoche bei „Shirin" und „Die Liebesfälscher" vor der Kamera, mit Michael Haneke drehte sie „Code unbekannt" sowie „Caché" und für David Cronenberg spielte sie in „Cosmopolis". Nun zeigt sich die 53-Jährige von ihrer komischen Seite. In „Wie die Mutter, so die Tochter" spielt sie eine Mama, die auf die Schwangerschaft ihrer Tochter auf besondere Weise reagiert: Die künftige Oma wird selbst nochmals schwanger. Mit der Schauspielerin unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald

Doppelpunkt: Madame Binoche, macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie in anspruchsvollen Kunstfilmen wie „Der englische Patient" oder Komödien wie dieser spielen?
Binoche: Für mich macht das Genre keinen Unterschied, mein Ansatz ist immer derselbe. Ich stecke mein Herz in jede Rolle, die ich spiele. Wobei mir gar zunächst nicht klar war, wie komisch „Wie die Mutter, so die Tochter" tatsächlich ausfallen würde. Das war eine echte Entdeckung für mich.
Doppelpunkt: Die Situation ist doch denkbar ulkig, weshalb waren Sie von der Komik überrascht?
Binoche: Als Schauspielerin kommt es mir vor allem darauf an, wahrhaftig zu sein. Deshalb war mir das komische Potenzial im Prozess der Darstellung gar nicht so deutlich, da zählte für mich nur die Echtheit meiner Figur und der Situation. Wie witzig das schließlich ausfällt, wurde mir erst hinterher so richtig klar.
Doppelpunkt: Was ist das wichtigste Element für eine Komödie?
Binoche: Wahrhaftigkeit ist ganz entscheidend für eine Komödie. Man merkt dem Drehbuch deutlich an, dass es aus Erfahrung geschrieben wurde. Und ich habe meine eigene Erfahrung ebenfalls in diese Rolle mit eingebracht. Die Wirklichkeit ist einfach die beste Basis für eine Komödie, erst recht, wenn die Geschichte derart witzig geschrieben ist. Die Figuren entstehen nicht im luftleeren Raum, sondern sie entwickeln sich aus der Situation heraus.
Doppelpunkt: Mögen Sie die Figur, die Sie spielen? Würden Sie mit dieser Mado gerne ausgehen? Oder wäre die Ihnen zu schrill?
Binoche: Ich finde Mado überhaupt nicht schrill! Das ist eine Frau, die endlich eine funktionierende Partnerschaft haben möchte. Sie ist sehr unsicher, weil ihre bisherigen Beziehungen nicht funktioniert haben. Sie fühlt sich einsam und setzt nun eben alles auf eine Karte und versucht ihr bestes. Ich glaube, mit solch einer Figur können sich viele Zuschauer identifizieren.
Doppelpunkt: Für eine Frau, die mit Mitte vierzig nochmals schwanger werden möchte, spielt das Alter naturgemäß eine Rolle. Wie erleben Sie die Altersfrage als Schauspielerin? Haben es ihre männlichen Kollegen damit nicht viel einfacher?
Binoche: Ich glaube nicht, dass für Männer das Alter keine Rolle spielt. Der Eindruck entsteht wohl nur deswegen, weil es in Frauenzeitschriften fast ausschließlich um das Altersproblem bei Frauen geht. Das setzt sich dann immer weiter fort, in Interviews werde ich fast immer darauf angesprochen. Offensichtlich glauben die Medien, die Menschen wären brennend an dieser Frage interessiert. Mich überrascht das, weil für mich selbst das Alter gar kein großes Thema darstellt.
Doppelpunkt: Wie sieht Ihre Philosophie des Alters aus?
Binoche: Wenn man die verschiedenen Stadien seines Lebens durchlaufen hat, will man doch nicht zurück. Man sollte sein Leben in die Zukunft und nicht nach der Vergangenheit ausrichten. Zumal sich die Werte verändert haben: Was mir als Zwanzigjährige noch ganz wichtig war, ist mir mit fünfzig längst nicht mehr bedeutsam. Ich wünsche mir diese Zeit auch nicht mehr zurück. Mein Alter mit zwanzig war viel schmerzhafter als mit dreißig oder vierzig.
Doppelpunkt: Sie werden in Frankreich als „La Binoche" verehrt - was macht einen Schauspieler zum Star?
Binoche: Schauspieler müssen offen und verfügbar sein. Sie sollten Risiken nicht scheuen und eine Figur auf eine Weise präsentieren, die dem Publikum einen Zugang zu ihr ermöglicht. Wir Schauspieler sind wie ein Katalysator. Und der Star? Der Star ist wie das Licht.
Doppelpunkt: Wie steht es um den Schatten? Erschwert die Berühmtheit nicht das ungestörte Privatleben?
Binoche: Ich bin ja nicht Michael Jackson! (Lacht) Tatsächlich werde ich in der Öffentlichkeit gar nicht sehr häufig erkannt. Und falls doch einmal, fällt es mir nicht schwer, die freundliche Bitte um ein Foto oder Autogramm zu erfüllen. Zudem gibt es immer Wege, sich unauffällig durch den Alltag zu bewegen, ohne dass jemand einen entdeckt.
Doppelpunkt: Umkehrt haben Sie schon etliche Prominente im Alltag entdeckt, darunter den ehemaligen Präsidenten Francois Mitterand auf einem Gemüsemarkt...
Binoche: Es war kein Markt, sondern ein Buchladen, wo ich Mitterand zufällig begegnet bin. Ein zweites Mal traf ich ihn später sogar nochmals in einem Restaurant. Damit nicht genug meiner Zufallsbekanntschaft mit berühmten Menschen: Mit Meryl Streep saß ich einmal im selben Zug und wir teilten gemeinsam das Abteil. Und Leonardo DiCaprio traf ich zufällig auf der Straße. Das ist wirklich unglaublich.
Doppelpunkt: Wenn Sie zufällig Emmanuel Macron treffen würden, worüber würden Sie mit dem Präsidenten plaudern? Über Filme, Politik oder über Mode?
Binoche: Über Mode würde ich sicher nicht mit Macron reden, das Thema würde ihn wohl kaum interessieren. (Lacht) Präsident Macron ist tatsächlich ein Hoffnungsträger und viele wünschen sich, dass er mit seinen Zielen den Erfolg haben wird, den er verspricht.
Doppelpunkt: Nachdem Sie schon so viele verschiedene Rollen gespielt haben, gibt es noch ein Traumprojekt für Sie? Wären Sie gerne in einem James Bond-Film mit dabei?
Binoche: Auf dieses Weise denke ich gar nicht. Ich kümmere mich nicht besonders um zukünftige Projekte, schließlich gibt es aktuell genügend für mich zu tun. Insofern gibt es nicht den Wunsch, irgendwann in der Zukunft einmal in einem James Bond-Film aufzutreten.
Doppelpunkt: Würden Sie, gemäß dem aktuellen Filmtitel „Wie die Mutter, so die Tochter", Ihren Beruf den eigenen Kindern empfehlen?
Binoche: Das ist der schönste Beruf der Welt. Ich würde meinen Kindern auf alle Fälle empfehlen: wenn das dein Traum ist, dann verwirkliche ihn unbedingt. Go for it, Baby!


Dieter Oßwald

Stand: 11.09.2017

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