Die Erfindung der Wahrheit

Filmstart: 6.7.; Regie: John Madden
Darsteller: Jessica Chastain, Mark Strong, Michael Stuhlbarg

Oscar-Preisträger John Madden („Shakespeare in Love") präsentiert Jessica Chastain als eiskalte Lobbyistin Elizabeth Sloane, die sämtliche Tricks des Strippenziehens beherrscht. Für einen mächtigen Pistolenhersteller soll sie ein Gesetz verhindern, das den Waffenkauf erschweren soll. Völlig überraschend schmeißt die coole Lady den lukrativen Auftrag hin. Schlimmer noch: Sie wechselt die Seiten. Doch das Imperium der Waffenproduzenten schlägt zurück. Sloane muss sich vor einem Ausschuss rechtfertigen. Auf eine enge Mitarbeiterin wird ein Anschlag verübt. Die öffentliche Stimmung dreht sich. Die Karrierefrau scheint am Ende - doch dann folgt der Knalleffekt. Sein gutes Händchen für Figuren hat der theatererprobte Regisseur Madden zuletzt in „Best Exotic Marigold Hotel" unter Beweis gestellt. Mit diesem Talent kann er nun auch bei diesem Polit-Thriller gut punkten. Hinter der perfekt eleganten Fassade seiner eiskalten Heldin zeigt er eine einsame Wölfin, die sich nur mit Tabletten wach halten kann und ihr Liebesleben geschäftsmäßig mit einem Luxus-Callboy absolviert. Auf diesem emotional stimmig skizzierten Fundament des Persönlichen entwickelt sich die Polit-Story umso wirkungsvoller und stellt gleichsam nebenbei die richtigen Fragen: Was macht Macht mit den Akteuren? Welchen Manipulationen unterliegen Medien und öffentliche Meinung? Wie abhängig und anfällig für Korruption sind Politiker? Im Unterschied zu gängigen Gerichtsszenen im Kino, die sich im Gestrüpp juristischer Ränkespiele verfangen und mühselig geraten, fallen diese Sequenzen hier erstaunlich spannend aus. Als dramaturgische Trumpfkarte erweist sich dabei Jessica Chastain, deren charismatische Leinwandpräsenz für effektive Anteilnahme beim Zuschauer sorgt.

Dieter Oßwald