Loving

Filmstart: 15.6.; Regie: Jeff Nichols
Darsteller: Ruth Negga, Joel Edgerton, Will Dalton

Nach einer wahren Geschichte erzählt Regie-Talent Jeff Nichols („Take Shelter") vom weißen Maurer Richard Loving, der seine schwarze Freundin Mildred heiratet. Im US-Staat Virginia sind solche Mischehen anno 1958 verboten. Das Paar reist nach Washington zur Vermählung. Nach der Rückkehr in die Heimat werden die beiden verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der Knast bleibt ihnen nur erspart, wenn sie sich schuldig bekennen, den Bundesstaat verlassen und 25 Jahre lang nicht mehr betreten. Die junge Mutter wendet sich mit einem verzweifelten Brief an Justizminister Robert Kennedy. Prompt übernehmen Anwälte der Bürgerrechtsbewegung den Fall - und siegen vor dem Supreme Court. Das Diskriminierungs-Gesetz wird gekippt: ein kleiner Schritt für die Familie Loving, ein großer für die Bürgerrechte. Wie üblich setzt Jeff Nichols auf sein bewährtes „Weniger-ist-mehr"-Konzept: Subtile Spannung, statt großspurigem Getöse. Mit angenehm unaufgeregtem, dafür grandios präzisem Blick präsentiert er seine bescheidenen Helden, die allen Widrigkeiten des Lebens trotzen und ihr kleines Glück verteidigen. Bereits nach wenigen Minuten ist hier klar, welch wunderbare Liebe dieses Paar verbindet. Entsprechend groß gerät das Empathie-Potenzial des Publikums für solche Sympathieträger. Umgekehrt wird auf die Kotzbrocken-Nummer der Rassisten verzichten. Sheriff und Richter mögen miese Typen sein, hier bekommen sie nur Komparsen-Status: Unsympathen, versenkt in die verdiente Bedeutungslosigkeit. Mit Ruth Negga und Joel Edgerton gerät die Besetzung zum echten Glücksfall. So wie ihr Regisseur setzt auch dieses Paar bei der Darstellung auf maximalen Minimalismus - und erzielt mit kleinen Gesten oder beiläufigen Blicken enorme Wirkung.
Dieter Oßwald