Filmstart: 18.5.; Regie: Mike Mills
Darsteller: Annette Bening, Greta Gerwig, Elle Fanning, Lucas Jade Zumann
Die alleinerziehende Dorothea gerät im Kalifornien Ende der 70er Jahre mit der Erziehung des heranwachsenden Sohnes Jamie ins Stolpern. Um den fehlenden Mann im Haus zu ersetzen, baut Mama spontan auf Frauen-Power: Die selbstbewusste Fotografin Abbie sowie Teenager Julie, die beste Freundin ihres Sohnes, sollen fortan solidarisch bei der Erziehung mithelfen. Der sensible Jamie reagiert nicht unbedingt begeistert, aber lässt sich auf den Deal ein. Mit zwei verschiedenen Erzählerstimmen (von der Mutter und vom Sohn) sowie raffiniert eingebauten Rückblenden wird die Coming-of-Age-Geschichte kunstvoll konstruiert und ganz nebenbei ein Zeitgeist-Kaleidoskop geboten. Im Kern steht freilich das Familienleben, das von kleinen Alltagsproblemen bis zu großen dramatischen Einschnitten wie Krebserkrankungen stets mit lässig lakonischem Humor beleuchtet wird. Besonders situationskomisch gerät ein Abendessen der gesamten Patchwork-Familie, bei dem eine winzige Welle sehr intimer Geständnisse schier zum Peinlichkeits-Tsunami gerät. Das hübsch entwickelte, psychologisch plausible Figurenkabinett wird von einem exzellenten Ensemble verkörpert, dem die Spielfreude sichtlich anzumerken ist. Allen voran Annette Bening, die einmal mehr mit großartiger Leinwandpräsenz beweist, dass sie trotz vier vergeblicher Oscar-Anläufe zu den besten Darstellerinnen ihrer Generation gehört. Für zusätzliches Vergnügen sorgt ein Sahnehäubchen-Soundtrack, der von David Bowie über The Clash bis zu Devo reicht. Bevor die Nostalgie allzu heimelig ausfällt, gibt es aus Muttis Erzählermund die warnende Vorhersage: „Sie ahnen nicht, dass dies das Ende des Punk ist. Sie wissen nicht, dass Reagan kommt und Bush und Clinton".
Dieter Oßwald
Stand: 09.05.2017
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!