Filmstart: 8.6.; Regie: Oren Moverman
Darsteller: Richard Gere; Laura Linney, Steve Coogan, Rebecca Hall
Mit seinen 67 Jahren gilt Richard Gere als das dienstälteste Sex-Symbol der Traumfabrik. Nun gibt der Ex-„Mann für gewisse Stunden" einen erfolgreichen Politiker, der zum Familien-Dinner in ein Nobelrestaurant. Bruder Paul hat wenig Lust auf das Treffen, seine Frau Claire kann den chronischen Miesepeter aber schließlich überreden. Die frostige Stimmung wird mühsam mit Smalltalk übertüncht. Nach Aperitif und Vorspeise geht's alsbald ans Eingemachte. Die Feindschaft der ungleichen Brüder hat Ursachen in der Vergangenheit, wie sich in Rückblenden erweist. Zwischen den Ehepartnern schwelen gleichfalls Konflikte, die seit Jahren verdrängt wurden. Das alles ist jedoch nichts im Vergleich zu dem, was nach dem Hauptgang als Wahrheit auf den Tisch kommt: Die Söhne beider Paare haben gemeinsam etwas schier Unfassbares getan. Das Drama um Schuld, Sühne, Lebenslügen und Verantwortung ist in Episoden unterteilt, die der eingeblendeten Menüabfolge entsprechen. Der Auftakt des Kammerspiels gelingt furios: Mit Laura Linney, Steve Coogan und Rebecca Hall hat Gere hochkarätige Gegenspieler, die sich mit wortwitzigen Dialogen ein furioses Gemetzel im Luxus-Lokal liefern. Doch kaum ist die Vorspeise aufgefahren, verliert die Dramaturgie rasant die anfängliche Originalität. Die Entwicklung der Figuren stagniert, die Unterhaltung mutiert zur zynischen Geschwätzigkeit der läppischen Art derweil sich die verschachtelten Rückblenden zunehmend in ausufernden Nebenschauplätzen verheddern. Als dramaturgisches Fiasko entpuppt sich jene quälend langatmige Erinnerung an einen Besuch der Brüder im Gettysburg-Museum, womit auch noch die Schuld der großen Politik abgehandelt werden soll. Schade um das verkochte Hauptmenu, das so viel versprechend klang. Fans des Sex-Symbol-Senioren kommen freilich dennoch auf ihre Kosten. Gere geht gemeinhin einfach immer!
Dieter Oßwald
Stand: 09.05.2017
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