Filmstart: 4.5.; Regie: Justine Triet
Darsteller: Virginie Efira, Vincent Lacoste, Melvil Poupaud u.a.
Wie kommen dämliche deutsche Untertitel zustande? Zum Beispiel, wenn ein Film im Original schlicht „Victoria" heißt, also genau so wie einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre: Sebastian Schippers One-Take-Film. Also klebt man ein „Männer und andere Missgeschicke" ran – und sorgt für Augenrollen allerorten. Hinzu kommt, dass französische Komödien in den letzten Jahren bevorzugt einen Vornamen im deutschen Titel haben – „Monsieur Claude" lässt schön grüßen.
Dabei hat der Film das gar nicht nötig, er ist auch nur bedingt eine Komödie, sondern zuallererst ein ziemlich komplexes Porträt einer Frau: Victoria (Virginie Efira) ist Ende 30, Anwältin und alleinerziehend. Eine eigenwillige Macherin mit lockerem Sexleben, die aber nicht müde wird zu betonen, dass ihr der Austausch von Körpersäften momentan nicht viel bedeutet. Bewegung kommt in ihren Alltag, als sie zum einen den smarten Ex-Dealer Sam als Betreuung für ihre beiden Mädchen engagiert, und sich zum anderen dazu überreden lässt, mit Vincent einen ihrer besten Freunde vor Gericht zu verteidigen – wo sie Privates und Berufliches doch immer strikt getrennt hat. Vincent wird von seiner impulsiven Freundin beschuldigt, während einer Party versucht zu haben, sie mit einem Messer zu ermorden. Einziger Zeuge: ein Dalmatiner.
Autorin und Regisseurin Justine Triet springt fortan munter zwischen den Szenarien und Konflikten hin und her und passt insofern ihre Inszenierung schön an den sprunghaften Charakter Victorias an, allerdings auf Kosten einer gewissen Stringenz. So entstehen amüsante Situationen, in denen Victoria versucht, die Kontrolle zu bewahren – vor Gericht und außerhalb. Virginie Efira, bekannt aus der erfolgreichen Asperger-Komödie „Birnenkuchen mit Lavendel", spielt diese Figur mit einem adäquaten Mix aus Souveränität und Zweifel. Das Leben an sich ist nun mal kompliziert.
Martin Schwarz
Stand: 10.04.2017
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