Filmstart: 4.5.; Regie: Asaph Polonsky
Darsteller: Shai Avivi, Evgenia Dodina, Tomer Kapon
Wer Sorgen hat, hat auch Likör. Weil Eyal besonders große Sorgen hat, hofft er auf die beruhigende Wirkung von Cannabis. Sein Sohn bekam es als Schmerzmittel von den Ärzten im Hospiz. Nachdem der 25-Jährige dem Krebsleiden erlegen, findet der Vater durch Zufall dessen Marihuana-Vorrat. Für ihn der Strohhalm, seinen großen Schmerz ein wenig erträglich zu machen. Vor dem erhofften Rausch sind jedoch einige Hürden zu nehmen. Erst will ein Taxi-Fahrer ihm den Stoff streitig machen. Und schließlich scheitert der Alte kläglich daran, sich das Tütchen zu drehen. Die einzige Hoffnung wäre Zooler, der Sohn der Nachbarn – mit denen liegt die Familie freilich schon länger im Streit. Der Wille zum Kiffen versetzt die Berge von Stolz. Der alte Kauz und der junge Freak, diese Mischung sorgt für reichlich Konfliktpotenzial und nicht minder viele Möglichkeiten für lakonische Situationskomik. Besonders eindrucksvoll gelingt das bei einer Schlüsselszene am Friedhof. Weil er eine Frist versäumt hat, wurde das Grab neben dem Sohn nicht wie geplant für die Eltern reserviert, sondern an andere Leute vergeben. Der tobenden Eyal reißt cholerisch das neue Namensschild aus der Erde. Zufällig wird er Zeuge der bewegenden Grabrede für die fremde Verstorbene. Damit tauchen plötzlich all die Erinnerungen an die eigene, verdrängte Trauer auf. Eine Montage mit geschnittenen Rückblenden visualisiert raffiniert den emotionalen Schock, den der Tod des Sohnes ausgelöst hat. Wiederum gelingt die heikle Balance der Gefühle perfekt, dem großen Schmerz dieser Sequenz folgt sofort eine komische Szene als Ausgleich. So wird aus dem bitteren Stoff über Krebs und Tod eine bewegende Tragikomödie der gelungenen Art. Humor erweist sich einmal mehr als taugliches Mittel, mit tragischen Themen umzugehen.
Dieter Oßwald
Stand: 10.04.2017
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!