Es war einmal in Deutschland

Filmstart: 6.4.; Regie: Sam Garbarski
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Antje Treue, Hans Löw, Anatole Taubman u.a.

Schon öfter hat sich Regisseur Sam Garbarski der Komödie bedient, so auch bei „Irina Palm", 2007 im Wettbewerb der Berlinale. Und schon damals wurde offensichtlich, dass der in Deutschland geborene Belgier ein etwas anderes Verständnis von „Komödie" hat. Denn Tempo ist offenbar nicht sein Ding. Wie in seinem letzten Film „Vijay und ich" hat Garbarski nun erneut mit Moritz Bleibtreu zusammengearbeitet.

Bleibtreu ist David Bermann, der als Jude den Holocaust überlebt hat und nun versucht, hier in Deutschland nach Kriegsende Geld für die Überfahrt nach Amerika aufzutreiben. Und was benötigt die deutsche Trümmerfrau unbedingt: natürlich Wäsche, qualitativ hochwertig. Also tut sich Bermann mit jüdischen Freunden wie Fajnbrot (Tim Seyfi), Fränkel (Anatole Taubman) oder Verständig (Hans Löw) zusammen und organisiert einen Textilversand. Zu sechst ziehen die Männer durch die Stadt und drehen den Hausfrauen die Wäsche an, inklusive hanebüchene Anekdoten. Doch Bermann bekommt es zudem mit einer anderen Geschichte zu tun. Im Verhör mit der US-Offizierin Sara Simon (Antje Traue) muss er Rede und Antwort stehen: Warum hatte er unter den Nazis einen zweiten Pass? Und was hat er mit Hitlers Obersalzberg zu tun?
In einem glaubwürdigen Setting entspinnen Garbarski und sein Koautor Michel Bergmann – von ihm stammen auch die als Vorlage dienenden halb autobiografischen Romane „Die Teilacher" und „Machloikes" – eine hintergründige Komödie. Dabei zelebrieren sie förmlich jenen jüdischen Humor, der immer etwas Hintergründiges und mitunter Absurdes hat. Moritz Bleibtreu fühlt sich in seiner Rolle sichtlich wohl und kann des öfteren sein spitzbübisches Grinsen platzieren. Richtige Begeisterung mag allerdings nicht aufkommen, dafür ist das Ganze eine Spur zu bedächtig geraten. Eine mit angezogener Handbremse inszenierte Screwball Comedy.
Martin Schwarz