Die andere Seite der Hoffnung

Filmstart: 30.3.; Regie: Aki Kaurismäki
Darsteller: Sakari Kuosmanen, Sherwan Haji, Ilkka Koivula, Janne Hyytiäinen u.a.

Was sagt es über das Niveau der diesjährigen Berlinale aus, wenn ein Routinier wie der Finne Aki Kaurismäki mit einem Film, der durchaus gelungen ist, aber keineswegs einen echten Höhepunkt in seinem breiten Ouevre markiert, zu einem Highlight des Wettbewerbs avanciert? Prompt bekam Kaurismäki den Silbernen Bären für die beste Regie überreicht. Das Erstaunlichste an „Die andere Seite der Hoffnung": Wie völlig problemlos sich das aktuelle Thema der Flüchtlinge in Europa in den lakonischen Mikrokosmos, der jeden Kaurismäki-Film dominiert, integrieren lässt.
Der Anfang erinnert an Adolf Winkelmanns Ruhrpottklassiker „Jede Menge Kohle" von 1981: Ein Mann entsteigt kohlrabenschwarz im Gesicht aus einem Berg Kohle – und beginnt ein neues Leben. Hier ist es der syrische Flüchtling Khaled (Sherwan Haji), der sich nach einer schier endlosen Odyssee auf einem Schiff als Blinder Passagier bis zum Hafen von Helsinki durchgekämpft hat. Hier in Finnland hofft er nun, eine neue Heimat zu finden und beantragt Asyl.
Auftritt Wikström (Sakari Kuosmanen): Der ältere Herr hat vom Handel mit Hemden ebenso genug wie von seiner Frau. Also lässt er beides hinter sich, gewinnt beim Pokern und übernimmt mit diesem Geld ein heruntergekommenes Restaurant inklusive den ziemlich skurrilen Bediensteten. Kaurismäki springt zwischen diesen beiden Protagonisten hin und her, es dauert bis sie sich begegnen – vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Der finnische Kultregisseur erzählt seine Geschichte mit den gewohnten Zutaten: alte Autos, altmodischer Rock'n'Roll, schweigsame Helden, wenig heimelige Interieurs und ein staubtrockener Humor, der davon lebt, im richtigen Moment innezuhalten. Das macht Spaß, weil sich Kaurismäki das Gespür für exakt komponierte Einstellungen und sein gemäßigtes Tempo bewahrt hat.
Martin Schwarz