Film
 

Filmhaus 03-17

Das Filmhaus bietet seinen Zuschauern eine umfangreiche Auseinandersetzung mit der Geschichte: Die Werkschau Ruth Beckermann zeigt das Schaffen der seit 40 Jahren tätigen Dokumentarfilmerin, deren Name für ein der Realität zugewandtes, politisch ungemein sensibles Kino steht. In Wien geboren, war Beckermann zunächst Teil eines unabhängigen Videokollektivs, das versuchte Kino politisch nutzbar zu machen. Die Werkschau erkundet die Arbeiten einer Regisseurin, der geschlossene Erzählformen ebenso suspekt sind wie ein lineares Geschichtsbild. So schlagen Beckermanns Filme Brücken über die Zeit: von den Besucherreaktionen der in Wien stationierten Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht" in „Jenseits des Krieges" bis hin zur Gegenwart in das einst jüdisch geprägte Textilviertel Wiens in „Homemad(e)". Doch ihre Interessen sind nicht nur aufs Lokale beschränkt: ihr Roadmovie „American Passages" setzt im November 2008 in Harlem ein – als Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird. Einen Wendepunkt in Beckermanns Schaffen bestimmt ihre Trilogie über jüdisches Leben: Mit „Wien Retour", einer Dokumentation über die Wiener Zwischenkriegszeit, markiert die Regisseurin den ersten Teil der Trilogie. „Die Papierene Brücke" erzählt von einer filmischen Spurensuche in die Vergangenheit nach jüdischem Leben auf dem Gebiet der ehemaligen k.u.k. Monarchie. In „Nach Jerusalem" setzt Ruth Beckermann ihre Reise fort, um sich nach Israel zu begeben, auf eine doppelte Suche nach „Heimat". Doppelt, da sie dabei ihren eigenen Wurzeln nachgeht und gleichzeitig die Schicksale derer beleuchtet, die während des NS-Regimes ins Exil getrieben wurden. Zu den jüngsten Werken der Regisseurin zählt „Those Who Go Those Who Stay", ein Filmessay, dessen Thema die freiwilligen und unfreiwilligen Reisebewegungen auf dem europäischen Kontinent ist. „Die Geträumten" ist Beckermanns erster, wunderbar stimmiger Spielfilm, in dem sie die Liebesbeziehung zwischen dem Lyriker Paul Celan und der jungen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann im Wien der 1950er Jahre in Szene setzt. Am 8.4. wird Ruth Beckermann zur Vorstellung von „Die Papierene Brücke" im Filmhaus zu Gast sein.
Auch die Erstaufführungen kommen im Filmhaus nicht zu kurz: In „Certain Women", dem neuen Film der renommierten Independent-Regisseurin Kelly Reichardt, werden drei lose verwobene Geschichten aus dem Leben von vier Frauen erzählt. Dabei beweisen Laura Dern, Michelle Williams, Kristen Stewart und Lily Gladstone ihre schauspielerischen Leistungen und stellen starke nachvollziehbare Charaktere des alltäglichen Lebens dar. „Der Himmel wird warten" handelt von Mélanie und Sonia, zwei Mädchen aus unterschiedlichen Familienverhältnissen, mit unterschiedlichem Leben, die plötzlich eines gemeinsam haben: Sie sind bereit, Diener des Dschihads zu werden und sind sogar bereit dafür zu sterben. „Für eine schöne Welt" porträtiert Gottfried Honegger und Kurt Sigrist; zwei Schweizer Künstler deren Arbeiten international bekannt sind. Der Fokus der Künstler liegt bei der Bedeutung des Sehens und dem Bezug von Räumen und Orten. „Little Men" erzählt von der Freundschaft der beiden 13-jährigen Jungs Jake und Tony, die durch die wachsende Gentrifizierung in New York in Gefahr gerät. In „Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen" trifft die Journalistin Lena bei ihrer Reise nach Griechenland auf eine Aktivistin, die sie bei ihren Recherchen begleitet. Es entsteht eine Geschichte über die Begegnung zweier Frauen, die mit unterschiedlichen Ambitionen in Griechenland unterwegs sind. Was wäre die moderne Fotografie ohne Robert Frank? Laura Israel zeigt mit „Don't Blink – Robert Frank" den anfangs verkannten Meister der Fotokunst, der sich trotz persönlicher Schicksalsschläge bis ins hohe Alter seinen unkonventionellen Blick auf die Welt bewahrt hat.

Stand: 13.03.2017

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