Filmstart: 16.2.; Regie: Paul Verhoeven
Darsteller: Isabelle Huppert, Laurent Lafitte, Anne Consigny, Christian Berkel, Charles Berling u.a.
Paul Verhoeven bleibt sich auch mit 78 Jahren noch treu. Eine erstaunliche Karriere führte den Holländer über den freizügigen Erfolgsfilm „Türkische Früchte" (1973) zu einer Karriere in Hollywood, wo so umstrittene Filme wie „Robocop" (1987), „Basic Instinct" (1992) oder „Starship Troopers" (1997) entstanden. Ihnen allen gemein ist die Lust an der Provokation, sei es nun mit Sex, Gewalt oder beidem. 2006 kehrte Verhoeven mit dem Nazidrama „Black Book" in seine Heimat zurück und scharte nun für „Elle" eine Schar französischer Stars um sich, allen voran die großartige Isabelle Huppert.
Sie spielt Michèle, eine erfolgreiche Produzentin von garstigen Videogames voller sexueller Gewaltfantasien. Michèle wird eines Tages in ihrer Wohnung in Nantes von einem Maskierten überfallen und vergewaltigt. Nach außen hin unbeeindruckt belastet sie der Vorfall, aber Michèle geht nicht zur Polizei. Aus gutem Grund: Seitdem ihr Vater vor langer Zeit zum Mörder wurde und sie als kleines Mädchen schon der Hetze der Medien und der sozialen Umgebung ausgesetzt war, will sie nicht erneut für Aufmerksamkeit sorgen. Und: Michèle ist selbst kein Kind von Traurigkeit, sie hat eine Affäre mit Robert (Christian Berkel), dem Mann ihrer allerbesten Freundin Anna (Anne Consigny), und versteckt schon mal einen Holzspieß im Häppchen für die Geliebte ihres Exmannes Richard (Charles Berling). Die Situation spitzt sich zu, als ihr der Vergewaltiger SMS schickt und sich der Überfall jederzeit wiederholen kann.
Das Drehbuch von David Birke schlägt unglaubliche Kapriolen. Und die drohen mitunter ins unfreiwillig Komische abzukippen, etwa wenn Michèle von den Taten ihres Vaters berichtet. Aber dank einer unglaublich souverän agierenden Isabelle Huppert bleibt das provokante Ganze spannend, überraschend und erfrischend. Genrekino eines Überzeugungstäters.
Martin Schwarz
Stand: 12.02.2017
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