Filmstart 26.1.; Regie: Bruno Dumont
Darsteller: Fabrice Luchini, Juliette Binoche, Valeria Bruni Tedeschi
Er gehört in die kleine Riege radikaler Regisseure, die konsequent ihr Ding machen: Gleich mit seinem zweiten Streich „L'Humanité" sorgte Bruno Dumont 1999 in Cannes für Kontroversen. So erging es dem einstigen Philosophie-Dozenten und Werbefilmer auch diesmal: den einen war die groteske Farce zu abgefahren und überkandidelt, die anderen sahen darin eine bitterböse Gesellschaftskritik im Stil der Monty Pythons. Anno 1910 verschwinden in einem Badeort an der französischen Küste immer wieder Urlauber. Ein unglaublich dicker Inspektor und sein trotteliger Assistent stochern bei ihren Ermittlungen ziemlich im Dunkeln. Sie ahnen nichts davon, dass die arme Muschelsammler-Sippe der Bruforts ihren bescheidenen Mittagstisch gerne mit unkonventionellen Methoden aufbessert. Ebenso wenig schwant der schwerreichen Familie Van Peteghem, welch' garstiges Unheil ihnen in ihrem vornehmen Urlaubsdomizil drohen könnte. Als deren burschikose Tochter Billy zum Flirtobjekt des grobschlächtigen Sohns des Brufort-Clans avanciert, entwickelt sich eine Romeo-und-Julia-Romanze der etwas anderen Art, Transgender-Kapriolen inklusive. Das Figurenkarussell wirkt dabei wie aus einer Geisterbahn: Das schrullige Oberhaupt der vermögenden Urlauber hat einen gewaltigen Buckel zu schleppen und tut sich schwer beim Reden. Die exzentrische Schwägerin fällt von einem hysterischen Anfall in den nächsten. Im Vergleich zu diesen inzestuösen Snobs, scheint die derbe Fischerfamilie regelrecht normal - von ihren lukullischen Vorlieben einmal abgesehen. Während Regisseur Dumot seine Akteure mit gnadenlosem Mut zur Hässlichkeit auflaufen lässt, taucht er die Natur in betörendes Licht und inszeniert die Küstenlandschaft wie wunderschöne Gemälde. Böse. Böser. Bruno Dumont!
Dieter Osswald
Stand: 19.12.2016
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