Filmstart: 22.12.; Regie: Tom Ford
Darsteller: Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson u.a.
Dass er Geschmack besitzt, das hat Tom Ford nicht nur als weltweit erfolgreicher Modedesigner, sondern auch mit seinem extrem gut aussehenden Regiedebüt „A Single Man" 2009 bewiesen. Dass er mit seinem zweiten Film, der von Ford selbst zum Drehbuch adaptierten Version des Romans „Tony and Susan" von Austin Wright, neue Wege geht, zeigt bereits die Anfangssequenz: Mehrere extrem dicke Frauen präsentieren wabbelnd ihren Körper. Hier will also jemand mit ästhetischen und Seh-Gewohnheiten brechen.
Diese Fettleibigkeits-Show ist Teil einer Performance der Kunsthändlerin Susan Morrow (Amy Adams). Die wollte mit ihrem Mann einen harmonisches Wochenende im gelackten Haus in L.A. verbringen, doch der muss beruflich weg. Also widmet sie sich jenem Romanmanuskript mit dem Titel „Nocturnal Animals" (zu Deutsch: Nachtaktive Tiere), das ihr Edward Sheffield (Jake Gyllenhaal) zugeschickt hat, jener Mann, mit dem sie vor 20 Jahren liiert war.
Der Zuschauer sieht nun, was Susan liest: Ein Familienvater (auch Jake Gyllenhaal) ist mit Frau und pubertierender Tochter im nächtlichen Texas unterwegs, als ihr Auto von drei üblen Typen bedrängt wird. Schließlich fallen die beiden Frauen in die Hände der Rednecks. Die verstörende Geschichte zwingt Susan dazu, selbst darüber nachzusinnieren, was in ihrem Leben falsch läuft. Und welche Beziehung hat sie noch zu Edward?
Ein extrem vielschichtiger, mitunter sehr schmerzhafter Mix aus Drama und Genre-Thriller, der mit seinen exakten Bildern nicht nur Fragen der Ästhetik erörtert, sondern auch Lebensentwürfe hinterfragt und mit Genremustern spielt. Denn die eigentlich recht simple Geschichte von Edwards Buch reflektiert sehr wohl die Welt Susans. Ein verstörender Film.
Martin Schwarz
Stand: 14.12.2016
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