Filmstart: 17.11.; Regie: Jim Jarmusch
Darsteller: Adam Driver, Golshifteh Farahani, Barry Shabaka Henley u.a.
Da wird doch Jim Jarmusch nicht etwa sein erstes Alterswerk vorgelegt haben? Ein wenig erweckt der neue Film des New Yorkers den Eindruck, als sei eine gewisse Seelenruhe bei dem sonst so umtriebigen Filmemacher eingekehrt.
Held und Handlungsort haben den identischen Namen: Hier die Kleinstadt Paterson, New Jersey, dort der Busfahrer mit Namen Paterson (Adam Driver, wir verkneifen uns Wortspiele mit seinem Filmberuf). Paterson ist ein genügsamer Zeitgenosse. Jeden Morgen steht er ohne Wecker so zwischen 6 und halb 7 auf und tritt seinen Dienst beim örtlichen ÖPNV an. Er ist glücklich mit Laura (Golshifteh Farahani) liiert, die stets Pläne wie einen eigenen Donut-Laden schmiedet und die kleine Wohnung gerne in der Farbkombination Schwarz-weiß ausstaffiert. Beobachter der Szenerie zuhause ist stets der grunzende Hund Marvin, den Paterson jeden Abend zum Gassi gehen als Vorwand benutzt, um in seiner Stammkneipe ein Bier zu trinken.
Mehr passiert eigentlich den ganzen Film über kaum. Doch Jarmusch benutzt dieses bewusst unspektakuläre Tableau, um eine Hohelied zu singen: auf die Genügsamkeit, auf die Harmonie, auf die Liebe – und auf die Kunst. Denn Paterson ist ein aufmerksamer Beobachter seiner Umgebung. Und so kommen ihm immer wieder Reime in den Kopf, die er in seinem Notizbuch verewigt. Wunderbar die Szenen, in denen Paterson Gespräche von Fahrgästen belauscht und dabei eigene kleine Welten entstehen, großartig wie wir Zeuge davon werden, wie ein Gedicht in Paterson reift.
Und immer wieder flicht Jarmusch einen feinsinnigen Humor ein, baut diverse Irritationen wie ungewöhnlich oft auftauchende Zwillingspaare ein oder lässt unseren Blick wie schon in „Only Lovers Left Alive" über eine Wand mit vielen liebevoll ausgesuchten Fotografien schweifen. „Paterson" – eine Ode an das kleine Glück. An die Langsamkeit. An die Poesie. Schön.
Martin Schwarz
Stand: 08.11.2016
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