Paterson - von D. Oßwald

Filmstart: 17.11.; Regie: Jim Jarmusch
Darsteller: Adam Driver, Golshifteh Farahani

Kultfilmer Jim Jarmusch bleibt seinem Thema als melancholischer Kino-Liebesbote treu. Diesmal erzählt die Ikone des Indie-Kinos aus dem Leben eines Busfahrers. Der Held heißt Paterson, so wie das Provinzstädtchen in New Jersey, wo er lebt. Mit Gattin Laura sowie der britischen Bulldogge Marvin bewohnt er einen bescheidenen Bungalow. Eine Woche lang, unterteilt in sieben Tages-Kapitel, nimmt man teil am Leben von Paterson, dass von viel Ruhe und Routine bestimmt ist. Nach dem Frühstück begibt sich Paterson geruhsam zum Bus-Depot und zieht auf der Linie 23 gelassen seine Runden durch die Stadt. Der Feierabend folgt gleichfalls festen Regeln: den schiefen Pfosten des Briefkastens gerade rücken. Danach mit dem Hund der abendliche Spaziergang zur Stammkneipe. Es ist schon famos, mit wie wenig Story-Substanz Jim Jarmusch ein berührendes Drama aus dem Hut zaubert. So poetisch wie sein Busfahrer gibt sich der Regisseur. Während der eine (vor der Kamera) banale Streichholz-Schachteln zur literarischen Inspiration nutzt, setzt der andere (hinter der Kamera), auf die Poesie des Alltäglichen. Alles wirkt so beiläufig wie elegant in Szene gesetzt. Wie üblich überzeugt Jarmusch durch sein souveränes Gespür für unaufdringliche Running-Gags der lakonischen Art. Vom Briefkasten-Pfosten, der jeden Abend in Schieflage ist. Bis zur seltsamen Anhäufung von Zwillingen, die überall auftauchen. Mit dem minimalistisch aufspielenden Adam Driver („Star Wars") und der nicht minder brillanten Iranerin Golshifteh Farahani hat sich ein Paar gefunden, dass die eheliche Harmoniesucht mit grandiosem Partner-Ping-Pong charmant absurd auf die Spitze treibt. Große Konkurrenz erwächst dem Duo freilich durch die Bulldogge Marvin. Dem treuen Hundeblick sollte man keinesfalls trauen, dieser Vierbeiner hat es faustdick hinter den Ohren.

Dieter Oßwald