SommerNachtFilmFestival: Arrival

Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker u.a.

Er gehört zum Aufregendsten, was das internationale Kino in den letzten Jahren zu bieten hat: der Kanadier Denis Villeneuve. Dabei wandelt er scheinbar mühelos zwischen den Genres, etwa mit dem Nahost-Familiendrama „Die Frau, die singt" oder dem herben Thriller „Sicario". Nun hat sich Villeneuve der Science Fiction angenommen, und da muss sich selbst jemand wie Christopher Nolan („Inception", „Interstellar") ganz warm anziehen. Vor allem auch, weil Villeneuve derzeit an einer Fortsetzung vom „Blade Runner" arbeitet.
Zu verdanken hat Villeneuve seine überaus komplexe Geschichte in „Arrival" dem gefeierten Kurzgeschichtenautor und Informatiker Ted Chiang. Der US-Amerikaner war auch am Drehbuch beteiligt. Er erzählt von der Linguistik-Professorin Dr. Louise Banks, von der wir zu Beginn erfahren, dass sie eine Tochter durch Krebs verloren hat. Einige Jahre später geschieht das Unfassbare: Außerirdische sind mit mehreren knapp über dem Boden schwebende Raumschiffen gelandet. Zwei Fachleute werden vom US-Militär unter der Leitung von Colonel Weber zum Team vor Ort hinzugezogen: Banks und der Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner). Denn nachdem die Aliens keinerlei aggressives Verhalten an den Tag legen, muss irgendwie eine Ebene der Kommunikation gefunden werden.
Ein Alien-Thriller der anderen Art: keine pulverisierten Großstädte, keine dumpfe Ballerei. Stattdessen: eine spannende, wissenschaftlich fundierte Annäherung an eine fremde Spezies. Die E.T.'s entpuppen sich als krakenartige Wesen, die auf Banks' und Donnellys Kommunikationsversuche mit merkwürdigen kreisförmigen Zeichen antworten. Doch was bedeuten sie? Die Auflösung ist komplex und nicht leicht zu verstehen. Aber hinter all dem steckt die hoch aktuelle Botschaft, dass friedliche Kommunikation Aggression immer vorzuziehen ist. Villeneuve liefert hierzu kühle, faszinierende Bilder und Töne. Science Fiction für Fortgeschrittene.

Martin Schwarz