Film
 

Filmhaus Nürnberg 10-16

Rosemarys Baby

Der „Tanz der Vampire" von Roman Polanski, wer kennt ihn nicht, diesen Klassiker? Die Musik zu dem Film stammt von dem polnischen Jazz-Musiker und Komponisten Krzysztof Komeda (1931-1969), dem das Filmhaus im Oktober eine Hommage widmet. Fast für alle Filme Polanskis komponierte Komeda, immer darauf bedacht, auf vordergründiges Illustrieren zu verzichten. Die Basis seiner facettenreichen Kompositionen war der Jazz, später verwendete er zunehmend Elemente klassischer, experimenteller und populärer Musik. Für den Horrorfilm „Rosemary´s Baby", die erste Hollywoodproduktion des kongenialen Teams, erhielt Komeda eine Golden Globe-Nominierung für die beste Musik. Zu Polanskis „Wenn Katelbach kommt...", eine bitterböse Parabel auf die Kommunikationsstörung der bürgerlichen Gesellschaft, wurde Komedas Soundtrack als EP veröffentlicht. Und so spielt auch in Andrzej Wajdas „Die unschuldigen Zauberer" eigentlich Komedas Jazz die Hauptrolle, in einem Film, der das Lebensgefühl junger Menschen in den 60ern aufgreift. In „Der Start" von Jerzy Skolimowski flitzt Jean-Pierre Léaud in einem Porsche 911 zu den experimentellen Klängen Komedas und in „Barriere" begleitet die Musik einen jungen Aussteiger, der an den überkommenen Traditionen einer Gesellschaft zu scheitern scheint, hin- und hergerissen zwischen Realität und Traumzustand. Ton- und Musikgestaltung übernahm Komeda auch in „Hunger" von Henning Carlsen – Klaviertöne klingen wie Tropfen, Synthesizer und monoton sirrende Töne illustrieren das Innenleben eines jungen Schriftstellers in Oslo. Die meisten Filme der Reihe werden analog auf 35mm vorgeführt.

Auch an Erstaufführungen fehlt es im Filmhaus nicht:
Cornelius Porumboiu zählt zu den wichtigsten Vertretern des aktuellen rumänischen Kinos. Sein Film „Der Schatz" beschreibt anfangs tatsächlich eine Schatzsuche, die sich am Ende aber zu einer Spurensuchte nach dem post-revolutionären Rumänien entwickelt.
Mit „Welcome to Norway" zeigt das Filmhaus eine bissige Komödie, die aktuelle Ängste vor Immigration aufs Korn nimmt.
Von Emigration handelt hingegen der Dokumentarfilm „Haymatloz – Exil in der Türkei" – er versetzt uns in eine Zeit, in der es notwendig war, aus Deutschland zu fliehen, in die Zeit des Dritten Reichs: über Tausende Verfolgte flohen damals in das noch unbekannte Exilland Türkei unter Kemal Atatürk – die Regisseurin Erin Önsöz stellt fünf Nachfahren Emigrierter vor.
Im Spiel von Gegenwart und Vergangenheit bewegt sich auch Ruth Beckermanns „Die Geträumten" – die hörbar gemachten Briefe zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan schicken den Zuschauer in minimalistischem Setting auf eine Reise schwankender Gefühle.
„Die Geschwister" von Jan Krüger spielt im unter Wohnungsknappheit leidenden Berlin, in dem ein polnisches Geschwisterpaar dank des Immobilienverwalters Thies eine kostenlose Wohnung erhält. Der Deal unter der Hand bleibt dabei für die drei jungen Menschen nicht ohne Folgen.
In Rafi Pitts „Soy Nero" tauscht der Mexikaner Nero das Leben in seinem Heimatland gegen eine Zukunft in Amerika. Auf dem Weg zur Green Card findet sich der Hauptdarsteller in einem Kriegsgebiet wieder.

Das Filmhaus zeigt vom 3. bis 20. November neun Filme Luchino Viscontis in der ungekürzten untertitelten Originalfassung als 35-mm-Kopien. Luchino Visconti (1906-1976) ist einer der herausragenden italienischen Regisseure des 20. Jahrhunderts. Viscontis vielschichtiges Werk, das sich zwischen revolutionärer Hoffnung und existentialistischer Verzweiflung bewegt, ist von einer seltenen optischen Fülle, Musikalität und formalen Brillanz geprägt. Den Auftakt macht Viscontis „Bellissima", mit dem der Italiener einen Grenzgang zwischen Satire und Drama wagt. Weiter geht es mit „Sehnsucht", „Rocco und seine Brüder", „Sandra", „Die Verdammten" und der Thomas Mann Adaption „Tod in Venedig".

Stand: 12.10.2016

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