Die Welt der Wunderlichs

Filmstart: 13.10.; Regie: Dani Levy
Darsteller: Katharina Schüttler, Martin Feifel, Christiane Paul, Hannelore Elsner u.a.

Dani Levy, ein Phänomen: jüdischer Schweizer mit Wohnsitz Berlin, Mitbegründer der immens einflussreichen Produktionsfirma X-Filme, Autor, Regisseur, Schauspieler – ein Allroundtalent. Und immer wieder gelingen ihm mitreißende Filme wie „RobbyKallePaul" (1988) und „Alles auf Zucker" (2005), oder er spielt in wunderbaren Filmen mit wie dem zu Unrecht vergessenen „Die Mediocren" (1995) oder zuletzt in „Der Staat gegen Fritz Bauer (2015). Dann wiederum irritieren seltsam und oft interessant missglückte Regiearbeiten wie „Mein Führer" (2007).
Und nun also „Die Welt der Wunderlichs". Im Mittelpunkt steht Mimi Wunderlich, alleinerziehende Mutter inmitten einer absolut chaotischen Mannheimer Familie. Da ist der überdrehte Sohn Felix (Ewi Rodriguez) und die egoistische Schwester Manuela (Christiane Paul), da ist der durchgeknallte Vater Walter (Peter Simonischek) und die exzentrische Mutter (Hannelore Elsner). Und da ist ihr Ex Johnny (Martin Feifel), ein abgehalfterter Musiker mit dem Traum vom Comeback. Sie alle saugen eifrig an Mimis Lebensenergie, so dass für sie selber kaum noch etwas übrigbleibt. Doch dann sieht Mimi ihre Chance gekommen: Eine Züricher Casting-show möchte sie unbedingt mit ihren eigenen Songs im Programm haben. Könnte das der ersehnte Befreiungsschlag werden? Vielleicht. Doch mal wieder stellt sich ihr die ganze Familie Wunderlich in den Weg. Es beginnt eine ungewöhnliche Fahrt in die Schweiz.
Komödiantisch adäquat legt Levy seine Figuren extrem überzeichnet an. Nein, Mimi ist wirklich nicht zu beneiden inmitten dieser Egozentriker und Gescheiterten. Das Problem: Die Geschichte ist zwar rasant erzählt, hervorragend besetzt und hat ihre stimmigen Momente. Aber: Sie ist nicht lustig, sondern zerrt an den Nerven des Zuschauers genauso wie an denen von Mimi.

Martin Schwarz