Filmstart: 18.8.; Regie: Matt Ross
Darsteller: Viggo Mortensen, George Mackay, Frank Langella, Kathryn Hahn, Steve Zahn, Ann Dowd
Ein vollbärtiger Mann lebt mit seinen sechs Kindern zurückgezogen irgendwo in den riesigen Wäldern im Nordwesten der USA. Doch Ben Cash (Viggo Mortensen) ist alles andere als ein durchgeknallter Waldschrat. Sein Zurück zu Natur ist auch politisch motiviert: Als extrem linker Kritiker der wirtschaftlichen und politischen Zustände in den USA hat er vor Jahren gemeinsam mit seiner Frau Leslie der Gesellschaft den Rücken gekehrt. Und so bringt er seinen Kids Bodevan, Kielyr, Vespyr, Rellian, Zaja und Nai – alle Namen sind Unikate – nicht nur das Jagen mit dem bloßen Messer bei, sondern unterrichtet sie auch in Mathe, Physik, Politik, Wirtschaft und Literatur, natürlich gemäß seiner Weltanschauung. Als die psychisch kranke Leslie in einer Klinik Selbstmord begeht, bleibt der Siebenerbande nichts anderes übrig: Sie reist im uralten Bus gen Süden nach New Mexiko zur Beerdigung. Unterwegs müssen vor allem die älteren der Kinder feststellen, dass ein fitter Körper und eine gute Bildung nicht alles sind – der Kontakt zur Gesellschaft, der Umgang mit Gleichaltrigen und mit dem anderen Geschlecht sind nun mal essenziell.
Nach dem grandiosen „The East" von 2013 ist dies erneut ein US-Indiefilm, der sehr offen die kapitalistische US-Gesellschaft anprangert. Autor und Regisseur Matt Ross lässt Ben und seine Kinder viele Wahrheiten aussprechen und hält mit seiner Sympathie für diese Ideologie nicht hinterm Berg. Dennoch ist Ross realistisch genug, um auch die Grenzen von Bens Lebenskonzept klarzulegen. Schließlich muss er erkennen, dass seine Kinder irgendwann selber entscheiden müssen, wie sie leben wollen. Bis zu diesem Punkt aber verfolgt man die Reise der Familie Cash mit viel Sympathie – und hofft, dass so manches, was Ben seinen Kindern beigebracht hat, sie ihr Leben lang begleiten wird. Ein packendes Aussteigerdrama, das einen noch lange beschäftigt.
Martin Schwarz
Stand: 12.07.2016
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