Film
 

Toni Erdmann - von M. Schwarz

Toni Erdmann mit Peter Simonischek und Sandra Huller

Filmstart: 14.7.; Regie: Maren Ade
Darsteller: Peter Simonischek, Sandra Hüller, Michael Wittenborn u.a.

Was brandete Mitte da Mai eine Begeisterungswelle von den Filmfestspielen in Cannes zu uns herüber! Die Weltpresse überschlug sich vor Begeisterung über den neuen Film von Maren Ade („Alle anderen"). Die Jury unter Präsident George „Mad Max" Miller zeigte sich unbeeindruckt und ließ „Toni Erdmann" demonstrativ links liegen. Eine klare Fehlentscheidung, denn dies ist der ungewöhnlichste deutsche Film seit Schippers „Victoria". Und: Die Tragikomödie trägt die erstaunliche Länge von 162 Minuten locker.
Winfried (unglaublich präsent: Peter Simonischek) ist 65 und ein Musiklehrer, der sich gerne mal verkleidet und im Clownskostüm die Toleranz seiner Mitmenschen auf die Probe stellt. Der Kontakt zu seiner Tochter Ines (sensationell: Sandra Hüller), einer Karrierefrau im Consultingbusiness, ist eher lose. Viel zu lose, meint Winfried und reist zu ihr nach Bukarest, wo Ines gerade einen großen Deal abschließen will. Die Begegnung zwischen Tochter und Vater verläuft eher zäh, Ines blockt ab. Also beschließt ihr Vater sie aus der Reserve zu locken: Er schlüpft mit Kunstgebiss in die Rolle des Toni Erdmann, der sich mal als Geschäftsmann, mal als deutscher Botschafter in Rumänien ausgibt und ständig um Ines herumscharwenzelt. Um die Blamage möglichst klein zu halten, lässt sich Ines auf dieses skurrile Spiel ein. Doch ganz allmählich bekommt die toughe Schale der Geschäftsfrau durch die Eskapaden des Vaters Risse ...
Vorsicht: Dies ist keine lockerleichte Komödie im Stile von Schweig(er)höfer, sondern ambitioniertes Arthousekino der allerbesten Sorte. Maren Ade lässt dramaturgisch bewusst Lücken, gibt ihren grandiosen Darstellern Raum zur Entfaltung und spannt den dramaturgischen Bogen dann erst zur zweiten Hälfte des Films stärker an. Herumlamentiert wird hier nicht, die Konflikte bleiben meist unausgesprochen und spiegeln sich lediglich in den Gesichtern der Protagonisten. Und so ganz allmählich entpuppt sich Maren Ade dann auch als Meisterin der Situationskomik. Höhepunkt: eine Nacktparty, die man sein Leben lang nicht vergessen wird. Ganz großes Kino, das einen mitreißt und auf höchstem Niveau auch unterhält.

Martin Schwarz

Stand: 15.06.2016

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