Filmstart: 16.6.
Regie: Jean-Marc Vallée;
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Naomi Watts, Chris Cooper Judah Lewis, Heather Lind
Der Drecksautomat funktioniert nicht! Soeben ist die Frau von Davis (Jake Gyllenhaal) bei einem Unfall gestorben, er möchte im Krankenhaus am Süßigkeitenautomaten eine Tüte M&Ms ziehen – und das Mistding klemmt! Davis schreibt einen Brief an die Beschwerdestelle des Automatenaufstellers und schüttet darin sein Herz aus. Wie er diese tolle Frau kennengelernt hat, in der Investmentfirma ihres Vaters Karriere machte und stinkreich wurde. Wie ihm diese Frau aber auch immer ein Rätsel geblieben ist, weil sie ihn im Grunde nie interessiert hat. Und wie Davis sich fremd vorkommt in seinem eigenen Leben.
Karen (Naomi Watts) lebt mit ihrem pubertierenden 15-jährigen Sohn Chris (Judah Lewis) und jobbt als Bürokraft in einer Automatenaufstellerfirma. Die Briefe von Davis – es werden viele – berühren sie, sie beginnt ihn zu beobachten. Und lernt einen eigentlich erfolgreichen Mann kennen, der die Bahn, aus die er geworfen wurde, nicht einmal zu kennen scheint. Zu Chris entwickelt Davis eine besondere Beziehung: Gemeinsam nehmen sie einen Ratschlag von Davis' Schwiegervater Phil (Chris Cooper) wörtlich. Der hatte gesagt, dass das Leben wie in einer Autowerkstatt sei: Um die Dinge zu verstehen, müsse man sie auseinandernehmen. Also zerlegen sie Davis' schniekes Haus.
Spätestens mit seinem umwerfenden „Dallas Buyers Club" hat der Kanadier Jean-Marc Vallée sein Können bewiesen. Hier nun schickt er Jake Gyllenhaal durch eine Katharsis, durch die ein nach konventionellen Maßstäben erfolgreicher Mann sein bisheriges Sein hinterfragt und beschließt, sich und auch sonst niemandem je wieder etwas vorzumachen. Gyllenhaal spielt Davis mit seinem typischen stoischen Gestus. Und gerade das wirkt bei dem Schauspieler, der von sich selbst mal gesagt hat, er sei nicht „funny", mitunter komisch. Vallée, der übrigens ohne Storyboard direkt am Set improvisiert und damit den Schauspielern einiges abverlangt, nimmt seine Figuren sehr ernst. Und gerade deshalb gehört jene Szene, in denen ein sich langsam befreiender Davis durch downtown New York tanzt, zu den schönsten Kinomomenten der letzten Jahre. Ein kluges Anarchodrama in der Tradition von „Themroc" bis „Falling Down".
Martin Schwarz
Stand: 15.06.2016
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