Der Moment der Wahrheit

Filmstart: 2.6.; Regie: James Vanderbilt
Darsteller: Cate Blanchett, Robert Redford, Topher Grace, Dennis Quaid

Wahre Geschichte um die erfolgreiche TV-Produzentin Mary Mapes, die anno 2004 in ihrem kritischen Nachrichtenmagazin „60 Minutes" aufdeckt, dass George W. Bush sich während des Vietnamkrieges vor dem Einsatz gedrückt haben soll. Die Veröffentlichung der brisanten Informationen schlägt ein wie eine Bombe, doch an der Recherche kommen schnell Zweifel auf. Eine Frage der Ehre ist fortan nicht mehr dem US Präsidenten Bush gestellt, sondern dem aufmüpfigen TV-Magazin. Wer wäre für die Besetzung solch einer wahren Journalisten-Story besser geeignet als Robert Redford, der vor vierzig Jahren im legendären Klassiker „Die Unbestechlichen" bereits erfolgreich den Watergate-Skandal aufgedeckt hat. Hier gibt er den verdienten Fernseh-Moderator, derweil Charisma-Queen Cate Blanchett als seine engagierte Chefin auftritt. Wirklich spannend fällt der Politthriller von James Vanderbilt indes nicht aus - ganz im Unterschied zu seinem eleganten Skript zu David Finchers „Zodiac". Da ist zum einen der Berg an Fakten und Dokumenten, die im damaligen Wahlkampf vielleicht interessant gewesen sind, heute jedoch wie kalter Kaffee wirken. Statt dem großen Bogen oder steiler Thesen über Macht und Medien geht es alsbald immer mehr vom Hölzchen zum Stöckchen. Der ganze Wust an Details wirkt dramaturgisch wenig spannend, zumal die Recherche-Arbeit allzu klischeehaft ausfällt. Endlose Telefonate. Geschwätzige Meetings. Selbst das obligatorische Takeaway-Menü vom Chinesen bei der nächtlichen Besprechung fehlt nicht. Die Figurenzeichnung fällt nicht minder bieder aus. Da kämpft die Heldin mit dem Trauma des dominanten Papas, derweil ihre Helfer zu Klischeekaspern verkommen, die geradewegs einer Seifenoper entsprungen zu sein scheinen. Allein auf die Blanchett ist wie immer Verlass - sie rettet selbst dieses erstaunlich behäbige Politdrama.

Dieter Oßwald