Ein Hologramm für den König

Filmstart: 28.4.; Regie: Tom Tykwer
Darsteller: Tom Hanks, Alexander Black, Sarita Choudhury, Michael Baral

Nach „Cloud Atlas" gehen Tom Tykwer und Tom Hanks in die zweite Runde. Als Gong tönt „Once in Lifetime", jener furiose Song der „Talking Heads", den Hanks als Karaoke- zum Besten gibt. Er spielt den wackeren Vertreter, der dem König von Saudi-Arabien eine Telefonanlage aufschwatzen soll. In Arabien ticken die Business-Uhren bekanntlich etwas anders. Fest vereinbarte Termine erweisen sich als reichlich relativ, stets wird der Geschäftsmann abgewimmelt. Ob Majestät überhaupt jemals auftauchen wird, scheint zunehmend fraglicher. Nach Vorlage des Romans von Dave Eggers erzählt Tykwer mit gewohnt visuellem Einfallsreichtum die klassische Untergeher-Geschichte über einen Mann, der schmerzhaft erkennt, dass ihn der globalisierte Geschäftsbetrieb gnadenlos ausrangiert. Oscar-Preisträger Tom Hanks gibt mit souveränem Charme und makelloser Glaubwürdigkeit den perfekt sympathischen Jedermann, der gegen die Mühlen der Ungerechtigkeit kämpft. So unerschrocken seine Figur, so mutig zeigt sich der Hollywood-Star: Ob nackt unter der Dusche oder wenig schmeichelhaft mit einem sich dezent abzeichnendem Doppelkinn in Großaufnahme - einen Hanks kann nichts erschüttern! Wer seine Filmhelden nach Saudi-Arabien schickt, darf vor den gesellschaftlichen Zuständen des Landes nicht die Augen verschließen. „Da hinten finden die Hinrichtung statt!" erklärt der Fahrer bei der Städtetour lakonisch. Das rückschrittliche Bild der Frauen gleichfalls nicht. Für seinen Helden in der Krise findet Tykwer eine schöne Lösung im Privaten: Nach dem Auftakt mit den „Talking Heads" gilt zum Happy-End, wenngleich ungesungen, das gute alte Schlager-Motto: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben".

Dieter Oßwald