Film
 

Heil

Heil

Filmstart: 16.7.
Regie: Dietrich Brüggemann;
Darsteller: Jerry Hoffmann, Benno Fürmann, Liv Lisa Fries u.a.

Eines muss man Dietrich Brüggemann lassen: Er ist immer für Überraschungen gut. Nach den sehenswerten Tragikomödien „Renn, wenn du kannst" und „3 Zimmer, Küche, Bad" trumpfte er auf der Berlinale 2014 mit dem auch formal sehr strengen Drama „Kreuzweg" auf. Nur um jetzt eine komplette Kehrtwende zu machen und uns mit einer durchgeknallten Nazi-Satire zu foppen.
Der gefeierte afrodeutsche Autor Sebastian (Jerry Hoffmann) reist zu einer Lesung ins brandenburgische Kaff Prittwitz. Was er nicht ahnt: Hier treibt der Möchtegern-Führer Sven (Benno Fürmann) zusammen mit einigen dämlichen Skinheads sein Unwesen und träumt von einem großdeutschen Reich. Sebastian bekommt eins über die Rübe und kann sich fortan an nichts mehr erinnern. Die Gelegenheit für Sven, den berühmten Autor in der Öffentlichkeit als migrationsfeindlich und deutschtümelnd zu präsentieren. Ein Riesenschock für Sebastians schwangere Freundin Nina (Liv Lisa Fries), die sich aufmacht, Sebastian zu retten. Unterstützung erhält sie vom desillusionierten Dorfpolizisten Sascha (Oliver Bröcker).
Dies ist nur die Rahmenhandlung einer ungemein komischen Farce, vollgestopft mit Verweisen, Zitaten und Anspielungen. Hier bekommt wirklich jeder sein Fett weg: die Antifa, die Politiker, die Justiz, der Verfassungsschutz, die Presse. Wobei Autor und Regisseur Brüggemann nie den Fehler begeht, die Gefahr von rechts zu verharmlosen. Stattdessen zeigt er ein Land, in dem die dunkle Vergangenheit immer noch braune Blüten treibt. Zwar kann das Tempo der Inszenierung nicht durchweg hochgehalten werden, dafür trumpft der Film mit einer bunten Schauspielerriege auf, die mit sichtlichem Spaß an der Anarchie dabei ist. Zudem hat Brüggemann eine Vielzahl von Prominenten zu Gastauftritten vor die Kamera gebeten: Heinz Rudolf Kunze, Lavinia Wilson, Hanns Zischler, Thees Uhlmann sowie die Regie-Kollegen Sven Taddicken, Jakob und Tom Lass – und sogar Andreas Dresen. Ein dreister Spaß, der viel über unser Land erzählt.

Martin Schwarz

Stand: 14.07.2015

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