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Club News 11-17

Thomas Brinkmann

Einer der Initial-Momente, die mich zu elektronischer Clubmusik brachten, war, als ich „Paris Texas" von Thomas Brinkmann im Radio hörte – das war 1998. Die letzte Zeit war es eher still um den Kölner Künstler und Produzenten, in den letzten beiden Jahren erschienen drei eher elektronisch-avantgardistische Releases auf Editions Mego und einem finnischen Label. Zuvor durchlief er diverse Phasen, angefangen von den Konzept-Alben und Richie Hawtin-Interpretationen, zu Soul Center, auf denen er Funk und Soul in Techno übersetzte und auch mal ein kurzes Gastspiel auf Daniel Miller's Mute-Label hatte. Aber letztendlich ist er ein Individualist, der die DIY-Kultur lebt, seine eigenen Labels betrieb, immer wieder unter neuen Aliassen veröffentlichte und die bestellten Platten selbst zum Versand brachte. Seine Musik ist immer ausdrucksstark, tiefgehend und auch funktional. Nun kommt über das Londoner Third Ear Outlet „Retrospektiv" – eine Sammlung von 28 Tracks auf 5 12''-Vinyls, die eher seine technoiden Produktionen, die auch sehr gut auf dem Dancefloor funktionieren, wiederspiegelt. Den Release-Abend im Berliner Berghain mit Opening DJ-Set von u.a. Ricardo Villalobos haben wir leider verpasst. Die knapp 160 Minuten zeitlose Dance-Musik eines charismatischen Produzenten bleiben auf „Retrospektiv", der in einem Interview sich einst durch den Jean Genet-Vergleich ein wenig geschmeichelt fühlte. Ein eher experimentelles Live-Set, das Anfang des Jahres in Italien aufgenommen wurde, kann man sich hier ansehen: http://www.ursss.com/2017/08/thomas-brinkmann/. Forever!!!

+++ Sein letztes und viertes Album unter seinem Soul Center-Alter Ego erschien 2010 auf dem Berliner Label Shitkatapult von T.Raumschmiere. Dieses feiert 20jähriges mit der Compilation - oder besser dem Mix - „The Orb Chronicles (20 years of Shitkatapult)". Alex Paterson und Thomas Fehlmann haben einen einstündigen Mix mit Veröffentlichungen des Labels wie Phon.O, Bus, Dabrye, Apparat, und die bereits genannten Soul Center und T.Raumschmiere zusammengebaut, der auch gut als Radioshow funktioniert. Somit noch eine Werkschau, die Elektronica, Dub und Techno der zeitlosen Form abbildet. Ich erinnere mich noch, als einst bei einer Kölner POP-Komm ein Shitkatapult-Abend etwas außerhalb angesagt war und ich noch rechtzeitig zu einem der ersten Live-Sets von T.Raumschmiere kam, leider vor recht wenig Leuten. Marco Haas hat mir im Anschluss daran noch die komplette Diskographie auf Vinyl aus dem Auto geholt und danach sind wir noch in einer Weinbar neben em Liquid Sky versumpft. War das auch, als Thomas Brinkmann bei einem Perlon-Abend zusammen mit Markus Nikolai unter der Brücke spielte? 

+++ Auch die Pariser DJ und Produzentin Chloé Thévenin, bekannt schlicht als Chloé, ist seit Anfang der 00er Jahre aktiv. Erst im Umfeld von Karat Records um Leute wie Krikor, Ark und Cabanne, mittlerweile zum Kill The DJ-Kollektiv zählend, auf dessen Sublabel Lumière Noire, ihrem eigenen, ihr dritter Longplayer „Endless Revisions" erscheint. Autorinnen-Minimal-Techno mit Songwriter-Referenzen und Tendenz zu Downtempo, subtil wird man hier auf den Dancefloor verführt, intime Atmosphären evozieren Vertrautheit und Emotion. Auch sie hat sich u.a. mit Filmmusik-Kompositionen und Reinterpretation eines Steve Reich-Werkes etwas vom Clubleben zurückgezogen und somit sind sieben Jahre seit ihrem letzten Album „One In Other" vergangen.

+++ Joseph Richmond-Seaton nennt sich Call Super, lebt in London und veröffentlicht auf dem Fabric-nahen Houndstooth-Label sein zweites Album „Arpo". Abstract-Techno mit spannender Geräuschkulisse. Es blubbert, rauscht, die Rhythmen sind oft auch gebrochen, Trap, Dub und Grime fließt mit ein, zuweilen verspielt, jazzig, eher upliftend. Angenehm entspannt und eigen.

+++ Der Berliner Produzent und Janus Resident M.E.S.H. – mit wahrem Namen James Whipple aus Kalifornien, präsentiert auf seinem zweiten Album „Hesaitix" [pan] Future-Dancemusic. Dystopische Beats, schneidende, metallische Sounds, stolpernde Rhythmen. Beachtlich, was das Label von Bill Kouligas gerade alles an aussagestarken Alben heraushaut – erst der „Newcomer" STILL aka Simone Trabucchi, dann Errorsmith nach langer Abstinenz und jetzt M.E.S.H.. Falls Stranger Things in der Jetztzeit spielen würde, dann müsste der Soundtrack von M.E.S.H. produziert werden!

stefan wagner

Stand: 13.11.2017

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