Club News 06-17

Tom Ford veröffentlicht seit gut zehn Jahren unter dem Namen Peverelist und hat die englische Dubstep-Szene mit seinem Punch Drunk-Label von Bristol aus mitgeprägt. Kürzlich spielte er zusammen mit Hodge zur Eröffnung des Münchener Blitz Clubs. „Tesselation" ist sein erstes Album für sein seit 2011 existierendes Livity Sound-Imprint (Kowton, Asusu, Simo Cell), das sich in Richtung innovativen Techno, basslastig und manchmal auch gebrochen bewegt. Futuristisch, perkussiv, manchmal gar verspielt und melodiöser als frühere Produktionen sind die neun Tracks. Einst nannte man ihn „Hatfield Peverel Junglist Massive", Hatfield Peverel steht für seine Heimatstadt, Jungle ist das Genre, das ihm am wichtigsten ist. Hybrid Techno könnte man heute dazu sagen. +++

Matthew Barnes aus Merseyside/Nord-West England ist Forest Swords und präsentiert seinen zweiten Longplayer „Compassion" [ninja tune]. Einst, so um 2010 rum hat er mit Acts wie Holy Other, Balam Acab, oOoOO und dem Label Tri Angle, wo auch sein Debüt „Engravings" erschien, das Genre Witch-House eingeläutet. Dubbige, teifergelegte und verlangsamte Electronica mit schleppendem Rhythmus. Auf „Compassion" hat er seine Produktion weiter verfeinert, Stimmen und Umgebungsgeräusche gesellen sich zu den Beats - und lassen somit oft Songs entstehen. Barnes versucht sich an der Idee der wortlosen, mehrdeutigen Vocals als eigene Form des Ausdrucks und schafft somit zauberhafte Klanglandschaften auf den 10 Stücken. +++

Jan Jelinek ist quasi ein alter Bekannter, als Farben auf Klang und dann bei Stefan Betke aka Pole auf ~ scape. Sein Album „Loop Finding Jazz Records" ist bereits 2001 auf Letzterem erschienen und wurde nun über sein eigenes Faitiche-Imprint nochmals aufgelegt. Zeitlos und ästhetisch – Knistern, Klicken, warmer Sound, rhythmisch, perfekt. Eine Platte wie ein Eames Chair, sollte an keinem Tisch fehlen. Jan Jelineks Anspruch ist es, alte Motown- oder Funk-Platten in abstrakte, reduzierte Elektronica zu übersetzen. Was sich manchmal für Schätze wiederfinden, die im Regal stehen. Hoch gepriesen von The Wire, Pitchfork, Iron Curtis und NME – neben zahlreichen anderen! +++

Shaun O'Sullivan ist DJ und Produzent aus New York, wo er Teil der Minimal Synth-Szene war, und veröffentlicht unter den Namen 400PPM und Vapauteen. Unter ersterem erschien nun „Fit For Purpose" [avian] auf Shifteds Label (Sigha, Kilner, SHXCXCHCXSH). Straighter, stringenter Techno mit Einflüssen aus Industrial, Noise und New Wave. Das Artwork enthält Fotos von Ernie Glams Bildband „Fabulosity", der die schillernde New Yorker Club-Szene der späten 80er und frühen 90er Jahre dokumentiert. +++

Etwas düsterer und industrieller gibt sich Maelstrom auf seinem Albumdebüt „Her Empty Eyes" [raar]. Oft verlangsamt und unterlegt mit ambienten Soundflächen, entwickelt das 11 Tracks umfassende Album eine meditative Note neben den oft harten, schneidenden Techno-Beats. Der Soundtrack zu einem imaginären Roman, der zwischen 1936 und 1939 in Spanien spielt. Die Musik des aus Frankreich stammenden Produzent Joan-Mael Péneau hat eher eine nordisch, kühle Note. +++

Poppiger wird es bei Michael Mayer, Mitbegründer des Kölner Kompakt Imperiums und seinem „DJ Kicks"-Mix [!k7]. Diverse MM-Remixe von CSS, Kasper Björke, Dreems, der typische Exklusiv-Track „The Horn Conspiracy" und Artists wie Justus Köhnke, Alter Ego oder Throbbing Gristle finden sich auf dem 80 Minuten und 16 Titel umfassenden Mix. An mancher Stelle merkt man, dass Acid wieder en vogue ist. +++

btw... falls ihr noch Gelegenheit habt, schaut euch den Film „Denk Ich An Deutschland In Der Nacht" von Romuald Karmakar an, der dokumentarisch das Leben von fünf Produzenten und DJs beschreibt. Dabei sind Sonja Moonear aus Genf, Ata Macias, Mitbegründer der Klang/Ongaku/Playhouse-Labelfamilie und des Offenbacher Robert Johnson-Clubs, der Heidelberger David Moufang aka Move D, der auch Source-Records gründete, Roman Flügel und Ricardo Villalobos. Auf charmante Art werden hier die schon seit etwa 20 Jahren Aktiven beim Produzieren und Auflegen begleitet und schildern ihre Sicht des Musikkosmos. Manchmal auch sehr lustig... +++

stefan wagner