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Club News 02-17

Moire

Der Londoner Produzent Moiré veröffentlicht sein zweites Album „No Future" [ghostly int.] und benennt mit dem Titel den aktuellen Zustand der Gesellschaft – geprägt von Angst, Heuchelei, Ungleichheit, Verlogenheit. Avantgarde Dance-Musik und dennoch funktional zugänglich. Zu den roughen Technosounds hat er sich auf drei Stücken Vocalisten wie den MC DRS und post-Grime Poet James Messiah geholt, was die futuristische Produktion durchaus bereichert und ihr etwas Organisches, menschliches verleiht. "For me, the idea of techno has always been new music," sagt Moiré, der auch Architekt mit starkem Interesse an Design ist. Das merkt man seinen Veröffentlichungen an, die auch vom Artwork sehr charakteristisch mit hohem Wiedererkennungswert und mit eigener Handschrift designed sind. Inspiriert ist er dabei auch von dem us-amerikanischen Sci-Fi-Autor Philip K. Dick. Dennoch ist der Sound kein dystopischer, eher vergleichbar mit z.B. Actress, auf dessen Werk Discs Label er bereits veröffentlicht hat.

Aus dem Kölner Kompakt Umfeld kommt der aus Ulm stammende Aksel Schaufler, den wir als Superpitcher kennen und der seinen dritten Longplayer „The Golden Ravedays 1" [hippie dance] veröffentlicht. Emotional Techno mit einer ja, gewissen Hippie-Attitüde, die aber hier gar nicht mal unangenehm wirkt. Sein drittes Album ist eine Sound-Autobiographie, resultierend aus seinem beinahe 20-jährigem Musikschaffen und präsentiert in 12 Kapiteln und 24 Songs über ein Jahr. Eigentlich eine interessante Veröffentlichungsstrategie. Die ersten beiden Stücke sind jeweils über 10 Minuten lang und „Little Raver" besticht durch seinen Gesang. Als Gast, allerdings „nur" als DJ, er scheint seine Produktionen nie live zu präsentieren, war er auch beim diesjährigen Ritournelle-Festival in den Münchner Kammerspielen.

Eine irgendwie ähnliche Haltung scheint der Exil-Däne und Wahl-Berliner Raz Ohara zu haben, der einst als Songwriter auf dem irgendwann mal sehr hippen kitty-yo Label erschien und später im Bar 25-Dunstkreis auf Techno-Beats sang. Es gab Platten zusammen mit dem Odd Orchestra und seine letzte 2014 erschienene „Moksha" unter eigenem Namen. Nun hat er sich mit Oliver Doerell aka Cummi Flu zusammengetan und ein schlicht „Y" [albumlabel] betiteltes Album veröffentlicht. 10 Stücke mit oft abstrakten, exotischen Sounds, Natur-Geräuschen wie Frösche und Grillen, abstrusen Percussions und einer oft verhuschten Stimme, die aber immer einen rhythmischen Drive entwickelt. Urbane Voodoo Musik mit dunkler psychedelischer Note. Tolle verspulte Platte - bitte spielt sowas mehr im Club!

Sampha Sisay kennen wir als Stimme von Sbtrkt, Kollaborateur mit Jessie Ware und Koreless als Short Stories und einigen Singles. Lange war sein Debut-Longplayer „Process" angekündigt, nun ist er endlich da auf dem Londoner The XX-Label Young Turks. Eine Mischung aus Songwriting und Club, großartige, soulerfüllte Stimme, elektronisch-organischen Club-Sounds und dem Piano. Very Deep!

BTW: Das neue The XX Album „I See You" ist großartig: Pop, Tiefgang, manchmal tanzbar, oft clubbige Sounds. Highlight!

BTW: Verydeep Records, das Nürnberger Tape-Label hat mit „3YRSVDR" ihre 3 Jahre Jubiläums-Compilation auf Kassette und digital über Bandcamp veröffentlicht. Regionalen, befreundete Artists wie Bambi Davidson, Vincent von Flieger, Christoff Riedel, die Betreiber Red On und Magic Meru themselves, aber auch Acts aus Hamburg: Me Succeeds und Allie aus Berlin. Sehr feine, geschmackvolle Mischung aus Songs, Electronica und clubbigen Klängen zwischen noisigen House und krautigen Techno. Am 25.02. ist im K4/zentralcafé die Verydeeprec Label Night.

Der Londoner Techno-House-Produzent Max Cooper legt mit „Emergence" [mesh] seinen zweiten Longplayer auf eigenem Label vor. Auch hier ist das Piano ein zentrales Thema, die Tracks entwickeln sich langsam, IDM Klänge heben die Spannung und manchmal gibt´s auch Stimme von Kathrin DeBoer. Im vergangenen November hat er es bei der japanischen Ausgabe des Mutek Festivals präsentiert – zu jedem der elf Stücke gibt es auch ein Video. An manchen Stellen erinnert es mich auch ein wenig an Pantha Du Prince, viel Glöckchen und Atmosphäre.

stefan wagner

Stand: 16.02.2017

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