Der französische Komponist und Multiinstrumentalist Yann Tiersen hat sein neuntes Studio-Album „EUSA" genannt, das ist der bretonische Name für die Insel Ouessant, die westlichste Siedlung Frankreichs, auf der er lebt. Und es ist - Überraschung - sein erstes Piano-Album geworden. Ursprünglich als Notenbuch für Klavier veröffentlicht, bekam er dann jedoch Lust, die Songs für ein Album aufzunehmen, als er sie auf einer Tournee vorstellte. „Die Grundidee war die einer musikalischen Landkarte: Ich habe zunächst ein paar Field Recordings gemacht auf der Insel – an zehn verschiedenen Orten, und dann habe ich für jeden dieser Orte eine Musik geschrieben. Das sollte keine romantische Ortsbeschreibung sein. Das würde auch gar nicht funktionieren, denn diese Musik ist nicht illustrativ. Natürlich, der Ozean ist allgegenwärtig – und das hört man auch, aber ansonsten ist an Ouessant nichts romantisch. Es ist karg hier, es gibt keine Bäume und die See ist sehr rau, deswegen gibt es eine Menge Erosion an den Klippen. Es ist eher dramatisch, würde ich sagen." Die Klavier-Einspielung entstand in den Londoner Abbey Road Studios. So hat „EUSA" nichts mit dem zuckersüßen Soundtrack zum Spielfilm "Die wunderbare Welt der Amelie" zu tun, mit dem er auch nach fünfzehn Jahren immer noch falsch absortiert wird, sondern kehrt zum zeitgenössischen Minimalismus zurück. Reduziert, meditativ, dezent-melancholisch, cineastisch-assoziativ, elegisch-nachdenklich, jenseits kontemplativ-oberflächlich massenhübschem Esoterikgedöns.
Jürgen Parr
Stand: 09.11.2016
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!