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Club News 10-16

Pangaea

Nicolas Jaar hat zusammen mit dem englischen Produzenten James Blake im Jahr 2011 mit seinem Debüt „Space Is Only Noise" die Langsamkeit der Clubmusik zelebriert. Seitdem gab es „lediglich" einige Singles, Filmmusik und das Projekt Darkside zusammen mit Dave Harrington. Der in New York lebende Chilene, Studierter der vergleichenden Literaturwissenschaften und Labelbetreiber von Other People, auf deren Website sein zweites, wundervolles Album „Sirens" auch gestreamt wird, hat sich Zeit gelassen und fühlt sich u.a. beeinflusst von Kendrick Lamar und dem Anspruch, politische mit persönlichen Inhalten zu einem eklektischen Ganzen zu vermischen. Auf den sechs Songs des 42 Minuten langen Longplayers ist ihm das sehr gut gelungen. Spannung baut sich langsam durch ambiente Sounds und Umgebungsgeräusche auf, Beats führen nur temporär zur Ekstase, die bewusst sparsam eingesetzte Stimme – Gesang in spanisch und englisch - verleiht den Tracks oft einen Songcharakter. Seine Musik ist immer noch meist langsam und sinnlich – in „Three Sides Of Nazareth" steigert er jedoch das Tempo, verhalten düster und kantig, tiefgründig, psychedelisch und elegant. Das Cover wie ein Rubbellos, auf dem nach dem Kratzen ein altes Bild vom Times Square erscheint. Ursprünglich ein Foto, das sein Vater, ebenfalls Künstler, gemacht hat. +++

Danny Brown ist Rapper, stammt aus Detroit und ist sowas wie das Enfant Terrible der Szene. Mit dem Album „XXX" fand er vor 5 Jahren Beachtung außerhalb des HipHop-Zirkels und wurde für sein neues Werk „Atrocity Exhibition" vom renommierten englischen Warp-Label (Aphex Twin, Gonjasufi) gesigned. Da hat er sich nun auch illustre Gäste wie Kendrick Lamar, Earl Sweatshirt, Kelela u.a. eingeladen und den überwiegenden Teil der 15 sehr abwechslungsreichen Stücke mit dem englischen Beatbastler und Seelenverwandten Paul White seit Sommer 2014 produziert. Inspiriert von u.a. Talking Heads, Beach Boys und Joy Division und mit Hilfe auch von Evian Christ entstand eine cutting edge Halluzinogen-Rap Platte, eine hedonistische Party mit Hang zum Humor, die aber auch ruhigere, introvertierte Momente wie etwa auf „Get Hi" und die Kehrseite zulässt. Großartige Platte! +++

Kevin McAuley veröffentlicht seit 2007 unter dem Namen Pangaea Bassmusik und ist neben Ben UFO und Pearson Sound Betreiber des innovativen englischen Hessle-Audio-Outlets. Mit „In Drum Play" erscheint dort nun auch sein Debüt-Album. 10 Tracks beeinflusst von Techno, aber auch Dubstep und wenn auch meist stringent angelegt, so doch mit der gebrochenen, abwechslungsreichen Spannung, die vielen Technotracks abgeht. Beeinflusst auch von der Soundsystem Kultur, schaffen es die Jungs, Clubmusik in eine innovative und auch funktionale Jetztzeit zu übertragen. +++

Auch Loefah, einst Mitbegründer der englischen Digital Mystikz Dubstep-Crew veröffentlicht auf seinem seit 2009 aktiven Label Swamp 81 zukunftsweisende Tanzmusik von Produzenten wie Boddika, Mickey Pearce und Addison Groove. Von dem jungen, aus Bristol stammenden Produzenten, Lamont kommt nach der „Titanic/Eyes Closed" 12'' das Debüt „Volume 1", das einen guten Anschluss an vorgenannte Hessle Audio Soundästhetik darstellt. Umsonst über die Soundcloud-Seite zum Download angeboten, präsentiert auch er Bassmusik mit Techno und Grime-Elementen, gelegentlich mit Vocalsamples im Hintergrund versehen. +++

Zur elektronischen Clubmusik kam ich 1998 durch ein Stück von Thomas Brinkmann, „Paris Texas", das ich im Radio hörte und mir zeigte, dass diese Musik auch eine andere Seite als „NzNzNz-Loveparade-BumBum" hat. Es folgten viele Platten, teilweise unter verschiedenen Aliases wie z.B. Soul Center, meist auf eigenem Label: advanced Techno mit Soul oder Noise liiert, experimentelle Ambient-Electronica Releases - bis er sich vor einigen Jahren relativ rar gemacht hat. Nun kommt nach dem letztjährigen Ambient-Release auf Editions Mego erneut ein Album, „A 1000 Keys", worauf er seine Reduktion und Lust am Experiment fortführt. Es ist die Übersetzung der Klangfarbe eines Flügels in Binärcodes, gewidmet ist es dem Komponisten Conlon Nancarrow. Kühl, maschinell und stakkatoesk, irgendwie auch funktional und auf gewisse Weise verstörend. Präzise mathematische Repetition ohne Romantik, eine konsequente Verweigerung gegenüber dem kreativen Genie. Die 18 Tracktitel sind nach den Kürzeln internationaler Flughäfen benannt.

stefan wagner

Stand: 17.10.2016

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